Das Champions-League-Debüt von Mario Gavranovic war furios. Im Schalke-Dress erzielte der damals 21-Jährige im März 2011 gegen Valencia das entscheidende Tor, traf zudem Pfosten und Latte. Ein verheissungsvoller Auftakt – aber bis heute Gavranovics einziger Auftritt in der «Königsklasse».
Vieles passierte in Gavranovics Laufbahn schnell – zuweilen zu schnell:
- 2006: Mit 16 Jahren Challenge-League-Debüt für Lugano.
- 2008: Erster Transfer als Profi zu Liga-Konkurrent Yverdon.
- 2009: Super-League-Debüt bei Xamax (20 Spiele / 10 Tore / 4 Assists)
Da Gavranovic auf Klubebene und in den Schweizer Nachwuchs-Natis zuverlässig traf, lockte anfangs 2010 Schalke. Dass der Sohn kroatischer Einwanderer unmittelbar nach dem 20. Geburtstag seinen bereits vierten Klubwechsel tätigte, sollte sich aber als übereilter Schritt erweisen.
Eine derart ausgeprägte Freundschaft unter den Teamkollegen – das gibt es in der Schweiz nicht.
Erst nach seiner Rückkehr in die Schweiz 2012 spielte Gavranovic wieder regelmässig. Wirklich glücklich waren die dreieinhalb FCZ-Jahre des Stürmers aber nicht. Dem chronisch Ungeduldigen wurde mehrfach Geduld auferlegt:
- Nicht eingewechselt, beschimpft er 2013 Assistent Massimo Rizzo übel.
- Sowohl FCZ wie Nati-Coach Ottmar Hitzfeld sanktionieren Gavranovic.
- Zwar ist er 2014 im WM-Kader, reisst sich in Brasilien aber das Kreuzband.
Zwei Begegnungen aus seiner FCZ-Zeit erwiesen sich aber als wegweisend:
- In einer Boutique lernt Gavranovic seine heutige Frau Anita kennen.
- Bei einem Zusammenprall mit Rijeka-Goalie Ivan Mance in einem Testspiel verliert Gavranovic 2013 ein Stück Zahn. Glück im Unglück: Drei Jahre später holt ihn eben dieser Mance, mittlerweile Sportchef, nach Rijeka.
Plötzlich läuft es rund
In Kroatien kommen ab 2016 Kontinuität und sportlicher Erfolg in Gavranovics Leben. Sensationell durchbricht HNK Rijeka die 12-jährige Dominanz von Dinamo Zagreb und wird Meister. Gavranovic steuert dazu in 29 Spielen 11 Tore und 5 Assists bei und schwärmt zudem: «Eine derart ausgeprägte Freundschaft unter den Teamkollegen – das gibt es in der Schweiz nicht.»
Auch in der Schweizer Nati wird Gavranovic wieder zum Thema. Highlight seines Comebacks ist sein mustergültiger Steilpass im WM-Spiel gegen Serbien, mit dem er Xherdan Shaqiri beim späten 2:1-Siegtreffer lanciert.
In Kroatien wiederum sichert sich der gekränkte Ligakrösus Dinamo Zagreb die Dienste von Gavranovic. Und mit den Hauptstädtern trifft dieser in den CL-Playoffs nun auf Schweizer Meister YB. Gavranovic ist hochmotiviert. Ziel: nach über sieben Jahren endlich ein zweites Mal in der «Königsklasse» spielen.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 14.08.2018 22:00 Uhr