Am Schluss der Partie hatte Yann Sommer Tränen in den Augen. Der Schweizer Goalie, der in seiner Karriere schon so viel erlebt hat, wurde von seinen Gefühlen übermannt. Das Halbfinal-Rückspiel von Inter Mailand gegen den FC Barcelona war eines für die Geschichtsbücher. Mit dem 36-Jährigen mittendrin.
Wenn ein Goalie nach 3 Toren im Hinspiel auch im Rückspiel 3 Treffer kassiert, kann der Mann zwischen den Pfosten in der Regel nicht zufrieden sein. Nicht so am Dienstagabend. Nicht nur war Sommer bei allen 3 Goals der brillanten Barcelona-Offensive chancenlos (auch wenn er Raphinhas 1. Schuss vor dem 3:3 besser parieren hätte können). Er zeigte auch eine Hand voll absoluter Weltklasse-Paraden und wurde nach der Partie zum «Man of the Match» gewählt.
Yamal der Verzweiflung nahe
Sommer brachte Barcelonas hochkarätigen Angriff schon in der regulären Spielzeit zur Verzweiflung. Vor allem als er nach einem Barça-Traumkonter das sicher geglaubte 2:2 von Eric Garcia mit einer spektakulären Intervention verhinderte (57.).
Es folgten weitere Paraden. Vor allem gegen den wirbligen und trickreichen Lamine Yamal stand Sommer immer und immer wieder richtig und zeigte sich reaktionsschnell. Sein Meisterstück lieferte der langjährige Schweizer Nati-Goalie in der 114. Minute ab: Mit einer brillanten Parade lenkte Sommer einen an sich perfekten Abschluss von Yamal mirakulös um den Pfosten und verhinderte so das 4:4 der Katalanen.
Ausgerechnet in München im Endspiel
Dies dürften bestimmt auch die Verantwortlichen von Bayern München registriert haben. Vor 2 Jahren wurde das CL-Viertelfinal-Out der Bayern gegen Manchester City nicht zuletzt Sommer angekreidet. Von fehlenden Zentimetern war die Rede beim 1,83 m grossen Keeper. Am Dienstagabend war davon nichts zu sehen. Yamal dürfte gar noch von Sommers Fingerspitzen träumen.
Träumen wird auch Sommer. Vielleicht noch ein wenig von diesem atemberaubenden CL-Abend. Sicher auch vom Endspiel am 31. Mai. Für Sommer wird es die Final-Premiere sein. Insgesamt ist er der 9. Schweizer, der seit der Umbenennung des Wettbewerbs zur Saison 1992/1993 im Endspiel steht. Ausgerechnet in der Allianz Arena in München, wo Sommer dereinst für zu klein befunden wurde.