Ein miserabler Rückpass von Jesse Lingard, ein blitzschnell reagierender Jordan Siebatcheu und dann Jubel im Wankdorf. Vor fast genau 2 Jahren waren die Young Boys perfekt in die Champions League gestartet: mit einem sensationellen 2:1-Erfolg über Manchester United. Die Erinnerung lebt und bietet die Grundlage für die Hoffnung auf weitere magische Europacup-Nächte in Bern.
Zum Auftakt der 3. Königsklassen-Teilnahme in der Klubgeschichte empfängt YB – ehe die Gegner Roter Stern und Manchester City heissen – Bundesligist RB Leipzig. Für Cedric Itten nach seinen Auftritten in der EM-Quali für die Nati gleich der nächste Höhepunkt: «Es ist extrem schön, ich komme von einem Highlight zum anderen».
Im Gegensatz zu den Quali-Spielen steht seiner Equipe nun ein europäisches Topteam gegenüber. Itten warnt: «Sie spielen extrem schnellen Fussball, haben top Einzelspieler.» Der Stürmer kennt den Gegner. Im Oktober 2021 traf er mit Greuther Fürth auf RB – und traf prompt. Nur wurde sein Treffer wegen eines Fouls annulliert, am Ende kassierten seine «Kleeblätter» trotz Führung eine 1:4-Pleite.
Trainer Raphael Wicky ist sich der Stärken der Sachsen ebenfalls bewusst: «Sie treten mit einer klaren Philosophie auf, stehen defensiv kompakt und haben offensiv viel Qualität.» Das Rezept des Wallisers: «In erster Linie will ich, dass wir mutig spielen. Mutig, aber nicht naiv. Dass wir den Gegner mutig unter Druck setzen.»
RB und die torgefährlichen Neuzugänge
Aufzupassen gilt es auf die Sturmreihe des Bundesliga-Dritten. Die Neuzugänge Loïs Openda und Xavi Simons stehen beide bei bereits je 3 Saisontoren. Sorgen bekundet RB hingegen in der Defensive. Die Innenverteidiger Mohamed Simakan und Castello Lukeba sind erst 23 resp. 20 Jahre alt. Mit dem verletzten Willi Orban sowie dem erkrankten Lukas Klostermann fehlt ein routiniertes Duo.
Was Wickys Mannen nebst der Heimkulisse einen Vorteil verschaffen könnte, ist der Untergrund. In der Bundesliga sind Kunstrasenplätze nicht zugelassen. Entsprechend verlegte RB-Coach Marco Rose das Sonntagstraining auf «Plastik». In ungewohnter Weise in Turnschuhen, um mehr Gefühl für den Boden zu bekommen.
Der Kunstrasen allein wird es für die Young Boys nicht richten. Neben Mut sei Leidensfähigkeit unerlässlich, erklärt Wicky. Dann befindet sich eine weitere magische Europacup-Nacht im Bereich des Möglichen. Den Siebatcheu könnte diesmal Itten machen. Mit Leipzig hat er ohnehin noch eine Rechnung offen.