Ein ganzes Jahr lang hatte Besiktas Istanbul im eigenen Stadion nicht mehr verloren. Dass nun ausgerechnet der FC Lugano aus der Schweiz diese Serie des 21-fachen türkischen Meisters reissen lässt, hatte vor dem 3:2 im Conference-League-Gruppenspiel wohl niemand erwartet. Für die Tessiner war es der 1. Europacup-Sieg nach 12 erfolglosen Anläufen.
«Das war die verrückteste Partie in der Klubgeschichte», sagte ein euphorisierter Mattia Croci-Torti. «Unfassbar, unvorstellbar – nach Istanbul zu kommen und 3 Tore in den letzten 10 Minuten zu erzielen», so der Trainer. Er sei sich sicher gewesen, dass man ein gutes Spiel zeigen könne, aber «dieses epische Finale» hatte auch er sich nicht erträumt.
Der Coach hatte grossen Anteil am Erfolg. Bereits ab der 61. Minute konnte sein Team in Überzahl spielen, trotz Chancen wollte das Runde aber einfach nicht ins Eckige. Croci-Torti reagierte und vollzog zwischen der 66. und 73. Minute alle seine 5 Wechsel, um seine Mannschaft offensiv aufzustellen.
Das war nicht das Erreichen eines Ziels, das kann ein Startschuss gewesen sein für etwas ganz Grosses.
Das ging auf: In den märchenhaften achteinhalb Minuten verkürzte erst der eingewechselte Ignacio Aliseda im Nachsetzen (81. Minute) auf 1:2, dann sorgten mit Shqelkim Vladi und Assist-Geber Allan Arigoni 2 weitere Joker für den Ausgleich (86.). Zur Krönung lenkte schliesslich Eric Bailly einen Schuss von Anto Grgic zum 3:2 für Lugano ins eigene Tor ab (90.).
Croci-Torti mit Ansage
Neben dem goldenen Händchen von Croci-Torti war die Moral der Tessiner entscheidend. Sie waren in der Türkei stark gestartet, aber gaben danach das Spiel eine halbe Stunde lang aus der Hand. Trotz des 0:2-Rückstands, der daraus resultierte, liessen sie die Köpfe nicht hängen. Nach dem Platzverweis gegen Besiktas schnürte Lugano das Heimteam ein, das überhaupt keinen Zugriff mehr aufs Spiel fand. «Wir haben gezeigt, dass wir ein tolles Team sind», sagte Croci-Torti.
Der 41-Jährige kam aus dem Schwärmen für seine Mannschaft gar nicht mehr raus und kündigte mehr Top-Leistungen an. «Das heute war nicht das Erreichen eines Ziels, das kann ein Startschuss gewesen sein für etwas ganz Grosses. Weshalb nicht weiterhin genauso aufspielen in Europa?», fragte er. In 3 Wochen bietet sich die nächste Chance auf eine Sternstunde: Am 26. Oktober empfängt Lugano den FC Brügge und damit den Co-Tabellenführer der Gruppe D.