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Levadia Tallinn, Nomme Kalju, JK Trans Narva. Wohl den wenigsten sind diese Fussball-Teams ein Begriff. Die grossen europäischen Bühnen, die gefüllten Arenen mit tausenden euphorischen Fans – diesen Mannschaften bleiben sie verwehrt. Stattdessen spielen sie vor Kulissen, die so manchen Schweizer «Hobby-Kicker» wohl eher an seine Amateur-Spiele am Sonntagnachmittag erinnern dürften.
Die positiven Entwicklungen in der Meistriliiga
Dass sich die Attraktivität der höchsten estnischen Liga – der Meistriliiga – in Grenzen hält, daraus macht auch Sportjournalist Kristjan Jaak Kangur keinen Hehl. Der Mann, der für die estnische Zeitung Postimees schreibt, sieht aber durchaus Potenzial für den Fussball in Estland. «Vor 4 bis 5 Jahren war es noch sehr selten, dass ein Klub aus unserem Land die erste Quali-Runde für die Champions oder Europa League überstehen konnte. Heute ist das anders», so Jaak Kangur.
Zudem sei die 10 Mannschaften umfassende Liga in den letzten Jahren viel ausgeglichener und damit auch attraktiver für die Akteure geworden. In der vergangenen Saison spielten beispielsweise 4 Mannschaften bis zur zweitletzten Runde um den Titel, wie Jaak Kangur erzählt. Immer mehr estnische Nationalspieler, die bei zweit- oder drittklassigen Klubs im Ausland beschäftigt waren, entschieden sich deshalb zur Rückkehr in die heimische Meistriliiga. «Sie schätzen, dass die Meisterschaft gleichwertiger wurde», hält Jaak Kangur fest.
Leere Stadien und Wettskandale
Die zuletzt positiven Entwicklungen sollten aber auch nicht über die immer noch grossen strukturellen Probleme im Fussball des baltischen Staates hinwegtäuschen. Vor allem der akute Zuschauermangel, die meist spärlich gefüllten Stadien bereiten Jaak Kangur Sorge. «Die wenigen Fans sind die Folge der mangelnden Fussball-Tradition in Estland, die zur Zeit der sowjetischen Besatzung völlig verloren ging.» Erst 1992 – ein Jahr nach der Befreiung von den Sowjets – wurde die Meistriliiga gegründet.
Auch von Wettskandalen ist der estnische Fussball nicht verschont geblieben. Zwischen 2009 und 2012 wurden zahlreiche Spiele manipuliert, dem Ruf der Liga wurde nachhaltig geschadet. «Insgesamt 29 Leute wurden für lange Zeit gesperrt, darunter auch ziemlich prominente Spieler», so Jaak Kangur.
Sendebezug: Radio SRF 3, Abendbuelltin, 23.03.2015, 17:10 Uhr