Eigentlich sollte Italien guter Dinge auf das bevorstehende Gastspiel im Wembley vorausblicken können. Nicht nur der gewonnene EM-Final 2021, der bei Stürmer Domenico Berardi wenig überraschend «tolle Erinnerungen» hervorruft, müsste die «Squadra Azzurra» positiv stimmen: Alle 5 EM- und WM-Endrundenduelle – also die wirklich wichtigen Spiele – gewann Italien gegen England.
Der im ersten Absatz gebrauchte Konjunktiv hat seine Gründe: Nach der verpassten WM 2022 sind die Italiener auch in der EM-Qualifikation schwach gestartet, unterlagen den Engländern zuhause und liessen Punkte in Nordmazedonien liegen. Zum italienischen Sorgenhaushalt gesellen sich zudem der überraschende Trainerwechsel im August und die noch frischen Ermittlungen gegen Sandro Tonali und Nicolo Zaniolo wegen möglichem unerlaubten Glücksspiels .
Noch mehr Ärger im Anmarsch?
Die beiden gelten als Hoffnungsträger des italienischen Fussballs, der «neue Pirlo» Tonali ist Stammspieler und auch Zaniolo hätte auf dem heiligen Rasen von Wembley auflaufen sollen. Nun sind beide aus dem Trainingscamp abgereist – «zu ihrem eigenen Schutz», wie es hiess.
Es ist nicht das erste Mal, dass der «Calcio» in Italien in Verruf gerät. Zumal wohl noch mehr Ungemach droht. Fotograf Fabrizio Corona, der aus Insiderquellen noch vor der italienischen Justiz erste Informationen geleakt hatte, spricht von mindestens 10 Spielern, gegen die ermittelt wird. Weitere Namen sollen am Dienstagabend bekanntgegeben werden.
Wiederholt sich das traumatische Playoff-Szenario?
Würde Italien die EM-Endrunde in Deutschland 2024 verpassen, hätte es bei 3 der letzten 4 grossen Turnieren gefehlt – unvorstellbar im stolzen Fussballland. Und das Szenario ist für den Titelverteidiger gar nicht so unwahrscheinlich.
Sollte Italien in England verlieren und die Ukraine gegen Malta erwartungsgemäss gewinnen, lägen die Italiener 2 Runden vor Schluss 3 Punkte hinter der Ukraine, die aber bereits ein Spiel mehr absolviert hat. Italien stünde dann im Heimspiel gegen das seinerseits ebenfalls noch hoffende Nordmazedonien im November schon entsprechend unter Druck, ehe noch das Finale gegen die Ukraine zum Quali-Abschluss ansteht.
Sollte Platz 2 verpasst werden, müsste das Team von Trainer Luciano Spaletti wieder in die Playoffs. Zuletzt war das jeweils der Fall im Vorfeld der WM 2018 und der WM 2022, die bekanntlich ohne Italien stattfanden.