Es hätte ein Fussballfest werden sollen. Erstmals seit fünf Jahren spielte der 1. FC Köln wieder europäisch, in der Conference League stand die Auswärtspartie gegen das von Lucien Favre trainierte Nizza an. Doch der Fussball und das 1:1 wurden nach diesem Abend zur Nebensache.
Heftige Krawalle, fliegende Bengalos, zahlreiche Verletzte – die Szenen vor dem Spiel, die für eine fast einstündige Verschiebung sorgten, überlagerten alles. Insgesamt, so der Stand vom späten Donnerstagabend, wurden 32 Personen verletzt. Vier mussten im Krankenhaus behandelt werden, einer zwischenzeitlich im kritischen Zustand: Der Mann war aus dem zweiten Rang der Tribüne in die Tiefe gestürzt. Mittlerweile soll er aber ausser Lebensgefahr sein.
«So etwas habe ich noch nie gesehen», sagte Favre. Er sei «absolut entsetzt», so der Schweizer Coach. Wie sich alles entwickelt hatte, muss noch aufgearbeitet werden. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete von «einigen Hundert» Kölnern, die in den Heim-Bereich eingedrungen waren – und mit ihnen auch Anhänger von Paris St. Germain. Diese pflegen mit den Kölnern eine Fan-Freundschaft. Vor dem Spiel war ein PSG-Supporter offenbar vor dem Stadion niedergestochen worden, und das Aneinandergeraten soll eine Reaktion darauf gewesen sein.
Kölns Klub-Präsident Werner Wolf sprach von «abscheulichen Geschehnissen auf beiden Seiten. Wir werden all unsere Kraft in die Aufklärung setzen und dabei mit aller Konsequenz gegen die Gewalttäter vorgehen.»
Diese hatten im eigenen Lager einen schweren Stand. Einige von ihnen wurden bei der Rückkehr in den eigenen Block wüst beschimpft, Videos davon kursierten in den sozialen Medien. «Wir sind Kölner – und ihr nicht», skandierten die Fans. «Die grosse Mehrheit», sagte FC-Goalie Marvin Schwäbe, «hat eine klare Birne.»