Sevilla hat es schon geschafft, Inter Mailand will nachziehen: in den Europa-League-Final in Köln. Doch zunächst müssen die «Nerazzurri» am Montag in Düsseldorf die Hürde Schachtar Donezk nehmen. Das Team von Antonio Conte baut dabei auf die Tore von Romelu Lukaku – einmal mehr.
Der Belgier stellte beim 2:1-Sieg im Viertelfinal gegen Leverkusen einen Rekord auf: Er netzte im 9. Europa-League-Spiel in Serie ein. An den Anfang seines unglaublichen Laufs erinnern sich die YB-Fans mit Bauchschmerzen. Im Frühjahr 2015 schenkte er den Bernern im Hinspiel 3, im Rückspiel 2 Tore ein. Damals noch im Everton-Trikot.
Nach einigen Jahren der Europa-League-Absenz (mit Manchester United spielte er vornehmlich in der Champions League) machte er bei Inter auf EL-Niveau weiter, wo er aufgehört hatte: In allen 4 Partien 2020 trug er sich in die Torschützenliste ein.
Ausweg aus der Armut
Der Schlüssel seines Erfolgs ist kein Geheimnis. Der bullige Lukaku kombiniert physische Stärke mit Wendigkeit. Sein Torriecher wird durch einen eisernen Willen verstärkt, den der 27-Jährige lange vor seiner Profi-Karriere entwickelte. Denn der Fussball diente ihm als Ausweg aus der Armut.
In einem vielbeachteten Artikel a uf The Players Tribune schilderte Lukaku 2018, wie er in Antwerpen unter prekären Verhältnissen aufwuchs:
- «Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich begriff, dass wir pleite sind. Ich war 6 Jahre alt und es gab zum Mittagessen wie immer Brot und Milch. Doch an diesem Tag musste meine Mutter die Milch mit Wasser verdünnen. »
- «Durch unsere Wohnung rannten Ratten. Wir hatten zu wenig Geld für einen TV-Anschluss, ich konnte kein Spiel der Champions League mitverfolgen.»
- «Da habe ich beschlossen, mit 16 Jahren meinen ersten Profivertrag zu unterschreiben. Als ich 12 Jahre alt war, nahm mir mein Grossvater das Versprechen ab, mich um seine Tochter zu kümmern. 5 Tage später starb er.»
- «Am 24. Mai 2009, 11 Tage nach meinem 16. Geburtstag, wurde ich bei Anderlecht im belgischen Cup-Final gegen Lüttich eingewechselt. Wir verloren, aber ich war im Himmel. Ich wusste, dass meine Familie okay sein würde. Ich wünschte nur, dass mein Grossvater das noch miterlebt hätte.»
Finanziell muss sich der Sohn eines Fussballers aus Zaire (heutiges Kongo) definitiv keine Sorgen machen. Die Tormaschine, die ManUnited 2017 rund 85 Millionen Euro wert war, gehört zu den bestbezahlten Akteuren der Serie A. Mit 31 Toren in 49 Pflichtspielen hat er auch bei Inter voll eingeschlagen.
Wenn nun am Montagabend Lukaku die Schachtar-Defensive durcheinanderwirbelt, sind die Augen aller Inter-Fans auf ihn gerichtet. Und von irgendwoher vielleicht auch jene seines Grossvaters ...