Tim Howards Karriere ist ein erstaunliches Kapitel Fussball-Geschichte. Denn der 35-jährige Amerikaner steht mit einem Handicap zwischen den Pfosten. Seit seiner Kindheit leidet er am Tourette-Syndrom. Unkontrollierte Muskelzuckungen und Gemütsschwankungen sind die Symptome dieser Krankheit.
«Beim Training und im Spiel kommt es vor, dass entweder ein Arm, der Hals oder ein Auge heftig zuckt. Meist ganz plötzlich. Manchmal ziehen sich auch einige Muskeln zusammen», erklärte er vor zwei Jahren dem Spiegel . Im Spiel sind die Symptome jedoch weg, sobald der Ball in seine Nähe kommt.
Durchbruch bei Everton
Eine erstaunliche Tatsache, die Howard sogar zum Studienobjekt gemacht hat: «Jetzt besuchen mich Professoren auf dem Trainingsgelände, wollen mit mir sprechen und die Krankheit weiter erforschen», so der Everton-Keeper.
Seit 2006 können die Forscher Tim Howard beim FC Everton in der Premier League beobachten. Der in New Jersey geborene Keeper hat sich beim Liverpooler Klub in dieser Zeit zur Teamstütze und absoluten Leaderfigur entwickelt. Bis heute hat der reflexschnelle, lautstark dirigierende Keeper 374 Spiele für die «Toffees» absolviert. Sogar ein Tor konnte er in der Premier League schon verbuchen – 2012 traf er gegen die Bolton Wanderers mit einem Schuss aus rund 100 Metern. Sein Vertrag im Goodison Park läuft mittlerweile bis 2018.
Startschwierigkeiten in Manchester
Seit dem Engagement bei Everton ging es mit Howards Karriere stetig aufwärts. Schwierig war jedoch der Start, als er vor mittlerweile 12 Jahren in Europa anheuerte. 2003 wechselte Howard aus New Jersey zu Manchester United, wo er nach Vorschusslorbeeren aber schnell in die Kritik geriet.
Die Fussstapfen als Nachfolger von Peter Schmeichel und Fabien Barthez waren für Howard zu dieser Zeit noch zu gross, die «Red Devils» setzten 2005 auf die Karte Sicherheit und engagierten den erfahrenen Niederländer Edwin van der Sar. Für Howard blieb der Platz auf der Bank – 2006 folgte der Wechsel zu Everton.
Gala-Auftritt an WM 2014
Auch im Nationalteam der USA ist Howard ein unverzichtbarer Wert. 2006 war er – noch als Ersatzkeeper – erstmals an einer WM dabei, 2010 und 2014 als Nummer 1 im US-Team. Unvergessen sein brillanter Auftritt im WM-Achtelfinal im vergangenen Juli, als er die favorisierten Belgier zur Verzweiflung trieb.
16 Paraden zeigte der US-Keeper gemäss FIFA-Statistik, erst in der Verlängerung mussten sich die Amerikaner geschlagen geben. «Manchmal gibst du alles, dein absolut Bestes, und dennoch reicht es nicht», konstatierte ein enttäuschter Howard nach dem WM-Out.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.2.15, 20:00 Uhr