Reiner Calmund ist in der Geschichte Bayer Leverkusens eine Institution. Von 1976 bis 2004 arbeitete er bei der «Werkself», zuletzt ab 1999 als Geschäftsführer. Die Etikette «Vizekusen», die der Klub mit dem erstmaligen Gewinn der deutschen Meisterschaft in dieser Saison definitiv abstreifte, entstand während seiner Zeit als starker Mann bei Bayer.
Radio SRF hat vor dem Final in der Europa League gegen Atalanta Bergamo mit ihm gesprochen.
Wie geht es Ihnen, sind Sie schon ein bisschen nervös?
Ich bin vor allen Spielen nervös, das braucht kein Final zu sein. Ich habe im Fussball schon alles erlebt. Eine gewisse Portion Nervosität spielt da immer eine Rolle.
In dieser Woche entscheidet sich, ob Leverkusen nach der Meisterschaft zwei weitere Titel gewinnt. Am Samstag steht auch noch der Final im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern an. Da steigt doch die Anspannung, nicht?
Natürlich wäre es schön, wenn sie alle drei Titel holen würden. Es ist allerdings kein Wunschkonzert. Gegen Kaiserslautern, einen Zweitligisten, bist du natürlich Favorit, doch «Lautern» ist auch nicht von ungefähr in den Final gekommen. Wenn ich das Spiel am Mittwoch anschaue, bin ich kein Traumtänzer. Atalanta ist über die Liga auch bereits für die Champions League qualifiziert und hat Sporting Lissabon und Liverpool rausgeschmissen. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe.
Trainer Xabi Alonso gilt als Baumeister des riesigen Erfolgs in dieser Saison. Was ist sein Anteil?
Man darf nicht vergessen: Xabi Alonso hat begonnen, als das Team auf einem Abstiegsplatz stand und die Mannschaft dann sukzessive zusammen mit Geschäftsführer Simon Rolfes strukturiert. Wenn man heute sieht, was daraus geworden ist, muss man sagen: Hut ab, à la bonne heure. Was ich dazu auch noch sagen möchte: Als Leverkusen im Winter vor dem Spiel gegen die Bayern vier bis fünf Spieler beim Afrika-Cup und ausserdem mehrere Verletzte hatte, hat Alonso keinen Ton gemeckert. Das hat mir sehr imponiert.
Mit Granit Xhaka spielt im Team auch ein Schweizer keine unwesentliche Rolle. Wie sehen Sie ihn?
Xhaka ist der verlängerte Arm von Alonso. Das war jeweils auch Alonso für seine Trainer. Er ist zweimal Europameister und einmal Weltmeister geworden, hat mit Real Madrid und Liverpool die Champions League gewonnen. Mit Bayern war er in drei Jahren dreimal Meister und zweimal DFB-Pokalsieger. Das, was Alonso jetzt leistet, wird später auch einmal in ähnlicher Form – vielleicht mit einer etwas anderen Mentalität – Xhaka in der Schweiz hinkriegen.