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FCZ-Gegner Bodö/Glimt unter der Lupe
Aus Fussball vom 15.09.2022. Bild: Imago/AP Photo/Peter Dejong
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FCZ-Gegner Bodö/Glimt Riesen-Zahnbürsten und Blitze nördlich des Polarkreises

Bodö, verrückte Kleinstadt im Aufwind: Der FC Zürich trifft in der Europa League auf einen etwas anderen Gegner.

Dem FC Zürich weht momentan im sprichwörtlichen Sinne ein eisiger Wind entgegen. Die klimatische Bedeutung davon kennt hingegen sein zweiter Gegner in der Europa League: Bodö/Glimt liegt schlappe 200 km nördlich des Polarkreises. Mindestens 10 Stunden Autofahrt muss man auf sich nehmen, um aus dem 50'000-Einwohner-Städtchen in die nächste grössere Stadt – Trondheim – zu gelangen.

Diese Abgelegenheit und prekäre Verhältnisse im Winter sorgten dafür, dass Bodö/Glimt erst in den 1970er-Jahren als Mitglied der norwegischen Meisterschaft zugelassen wurde. Zuletzt legte der Klub einen steilen Aufstieg hin. Auf die Promotion in die höchste norwegische Liga 2017 folgten seither 2 Meistertitel. Glimt heisst übersetzt Blitz, Nomen est omen.

Bodös Fans jubeln
Legende: Von wegen nordische Gelassenheit Bodös Fans sind durchaus heissblütig – und etwas verrückt. Imago/Pixsell

Seinen Ursprung findet der verblüffende Erfolg in der konsequenten Nachwuchsförderung. Er gipfelte international mit dem 6:1 im Vorjahr der Conference League gegen die AS Roma, den späteren Champion des Wettbewerbs. Für Trainerlegende José Mourinho die höchste Niederlage der Karriere. Endstation bedeutete für Glimt erst der Viertelfinal. In dieser Saison wurde die Kampagne eine Stufe höher vielversprechend lanciert: mit einem Remis bei Eindhoven.

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Archiv: Bodö/Glimt zum Auftakt mit Remis bei Eindhoven
Aus Sport-Clip vom 09.09.2022.
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Verlassen kann sich der etwas andere Klub auch auf seine Fans. Das 8000 Plätze bietende Stadion, welches übrigens problemlos zu Fuss vom Flughafen erreichbar ist, wird von einer riesigen Lachsskulptur geziert. Die Fans schreiten jeweils mit überdimensionierten gelben Zahnbürsten in die Arena. Die Legende erzählt, dass einst einer der Supporter seine Mitstreiter energisch per Zahnbürste dirigierte.

Nicht nur fussballerisch, auch kulturell ist die Kleinstadt im Aufwind. Hatte Bodö einst den Ruf, überwiegend Sonderlinge, Simpel und Säufer zu beheimaten, wurde dieses Klischee längst widerlegt. 2016 wurde man zur attraktivsten Stadt des Landes auserkoren, 2024 wird Bodö Kulturhauptstadt Europas sein.

Das dürfte auch tröstlich sein für jene Fans des FC Zürich, die den Weg ins 3000 km entfernte Bodö per Bus in Angriff nahmen. Am Dienstagmittag nahm die Odyssee ihren Lauf. Es bleibt nur zu hoffen, dass dann am Donnerstagabend ihrem Team nicht der metaphorische Zahn gezogen wird – und der eisig wehende Wind einzig ein wetterbedingter ist.

Radio SRF 1, «1 am Morge», 15.9.22, 6:15 Uhr;

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