Der geforderte Sieg ist Tatsache, die Schweizerinnen haben sich bei ihrem WM-Auftakt in Dunedin gegen die Philippinen verdient mit 2:0 durchgesetzt. Einiges funktionierte, anderes noch nicht. Diese Erkenntnisse lassen sich rund um die Partie ziehen:
- Wo ist die nächste Inka Grings? Gleich 3 Anläufe brauchte es, ehe Seraina Piubel den Ball zum 2:0 über die Linie drückte. Symptomatisch, denn Chancen für deutlich mehr Treffer wären vorhanden gewesen. Rekordtorschützin Ana-Maria Crnogorcevic sündigte im Abschluss, Ramona Bachmann und Géraldine Reuteler liessen zwar immer wieder ihre technische Brillanz aufblitzen, gehören aber auch nicht zur Kategorie «Knipserin». Angesichts der Tatsache, dass die Tordifferenz durchaus noch eine Rolle spielen könnte, lässt sich erahnen: Die frühere Weltklasse-Stürmerin Grings wäre vermutlich selbst gerne auf dem Platz gestanden.
- Die Rückkehr des Captains: Mit Spannung war Lia Wältis Comeback nach 65 Tagen ohne Ernstkampf erwartet worden. Zwar konnte die Arsenal-Legionärin den fehlenden Spielrhythmus nicht verhehlen, doch allein ihre Präsenz half dem Team. Wälti meinte selbstkritisch, sie hoffe, dem Team gegen Norwegen wieder besser helfen zu können. Wird sie, wetten?
- Rautenloser Dieselmotor: Grings legt Wert darauf, dass ihr Team taktisch variabel auftreten kann. So wechseln sich immer mal wieder die Raute im Mittelfeld und das klassische 4-3-3 ab. Gegen die Philippinen setzte sich fort, was sich schon in den letzten Testspielen abgezeichnet hatte: Ohne Raute ist die Nati dominanter und offensiv gefährlicher. Was ebenfalls auffiel, war, dass die Schweiz nur langsam in die Partie fand, dann aber mit sehr hoher Intensität den Zug aufs Tor suchte – wie ein Dieselmotor. In den ersten 20 Minuten wankte die Defensive öfters, das Umschaltspiel wirkte zu träge.
- Wieder ein «Heimspiel» für die Philippinen: Dieser Langsamstart ermöglichte den Filipinas auch das überraschende, aber letztlich irreguläre 1:0. Dass dieses wegen Abseits nicht zählte, sickerte bei den lautstarken Fans der Philippinen erst nach einer Weile durch. Doch diese kompensierten mangelndes Fussballverständnis mit Euphorie. Lärm brandete auf, sobald die Aussenseiterinnen in der gegnerischen Platzhälfte an den Ball kamen. Der australische Trainer Alen Stajcic erklärte später an der Medienkonferenz: «Diese Unterstützung fühlen wir rund um die Welt, ihr seid ja überall verteilt. Es ist immer wie ein Heimspiel.»
- Aufstand der Underdogs: Während die Schweiz letztlich noch die Kurve kriegte, taten sich etliche Favoritinnen an dieser WM bislang schwer, von Klassenunterschieden keine Spur. Die Regel bestätigende Ausnahme bildeten die Titel-Mitfavoritinnen aus Spanien. Kanada hingegen musste sich gegen Nigeria mit einem 0:0 begnügen, Australien rang Irland nur dank eines Penaltys nieder. Und die Schweizer Gruppengegnerinnen Norwegen unterlagen gar Neuseeland. Für Nati-Trainerin Grings nicht überraschend: «Die Entschlossenheit von Neuseeland war beeindruckend. Ich hoffe, dass die Norwegerinnen jetzt gegen uns nicht explodieren.»
- «Was VAR da los?»: Die Erklärungen der VAR-Entscheide, die an dieser WM erstmals zum Einsatz kommen – etwa beim Penalty von Bachmann –, sind ein Mehrwert. Wünschenswert wäre, wenn die Schiedsrichterinnen ihre Beschlüsse noch detaillierter erläutern würden. Das Modell wäre dann durchaus auch für die Super League geeignet. Und würde wohl manchem erbosten Fan hin und wieder etwas Wind aus den Segeln nehmen.