Bei der Ankunft der «Königin» gab es kein Halten mehr. Voller Inbrunst schlugen die gut 100 brasilianischen Fans auf ihre Samba-Trommeln und brüllten immer wieder den Namen ihrer Heldin – doch diese blieb betont cool.
Mit lässiger Sonnenbrille marschierte Marta vom Bus ins Teamhotel, schenkte den im frostigen Adelaide wartenden Anhängern bis auf ein kurzes Winken keine Beachtung. Ablenkung unerwünscht, der ganze Fokus liegt auf ihrer finalen Mission.
Der letzte Versuch
«Jetzt oder nie», gab Marta schliesslich als Motto für ihre 6. und letzte WM aus. Bis heute hat Brasilien – und damit Marta – nie den Titel geholt. Das soll sich nun ändern. Den Startschuss in die Mission bildet am Montag der Auftakt gegen WM-Neuling Panama.
«Was die Argentinier für Lionel Messi getan haben, wollen wir für Marta tun», sagte Teamkollegin Kerolin bei Globo : «Sie verdient es. Für das, was sie ist.» Messi hatte bei seinem 5. und letzten Anlauf in Katar im vergangenen Dezember endlich die WM-Trophäe in die Höhe stemmen dürfen. Auch Marta jagt die ultimative Krönung der Karriere seit Jahrzehnten vergebens.
Marta ist die Königin, die Ikone, es ist einfach ansteckend, in ihrer Nähe zu sein.
Anders als zuletzt für Messi ist für die sechsmalige Weltfussballerin in Australien und Neuseeland keine Hauptrolle mehr vorgesehen. «Ob sie in der Startaufstellung steht? Ich weiss es noch nicht», sagte Nationaltrainerin Pia Sundhage.
Wahrscheinlicher scheint eine Rolle als Edelhelferin. Denn aufgrund eines Kreuzbandrisses war Marta zuletzt fast ein ganzes Jahr ausgefallen, dazu fehlt der virtuosen Ballartistin mit 37 Jahren die Spritzigkeit und Wucht aus früheren Tagen.
Besser als Klose, Pelé oder Neymar
«Marta ist die Königin, die Ikone, es ist einfach ansteckend, in ihrer Nähe zu sein», schwärmte Sundhage dennoch: «Beim finalen Pass ist sie immer noch eine der Besten.» Mit 17 Toren hält Marta zudem den WM-Rekord, überbietet gar die Männerbestmarke von Miroslav Klose (16).
Als eine von nur drei Spielerinnen traf sie bei fünf verschiedenen WM-Turnieren, in 154 Länderspielen gelangen ihr 108 Treffer – mehr als den männlichen Superstars Pelé oder Neymar. «All diese Zahlen haben etwas Surreales», sagte die in schwierigen Verhältnissen im Bundesstaat Alagoas aufgewachsene UN-Botschafterin.
2007 war der WM-Pokal bereits zum Greifen nah, doch dann verschoss ausgerechnet sie selbst beim 0:2 im Final gegen Deutschland einen Elfmeter. Schon im Achtelfinal könnte Marta diese Rechnung mit dem alten Rivalen womöglich begleichen. Das soll dann aber nur ein Zwischenschritt auf den WM-Thron sein.