Am Tag nach der 1:5-Klatsche des Schweizer Nationalteams im WM-Achtelfinal gegen Spanien ziehen die Medien Bilanz. Nüchtern hält der Sonntagsblick fest: «Der Abstand zur Weltklasse ist gross.» Die Qualität Spaniens erkennen auch andere Zeitungen neidlos an. «Eine Schande ist dieses Ausscheiden nicht, trotz einiger Absenzen und des 0:4 gegen Japan gehören diese Spanierinnen zu den besten Teams der Welt», schreibt die SonntagsZeitung .
Doch bald wird der Blick auf die Unzulänglichkeiten der Schweiz gelenkt. Die SonntagsZeitung analysiert: «Dieses Schweizer Nationalteam gehört international zum Mittelmass. Deshalb ist es chancenlos, wenn es gegen Topteams geht, die ihren besten Tag haben.»
Kein «Betriebsunfall» wie bei der Männer-Nati
«Die Art und Weise der Niederlage, die ans 1:6-Debakel der Männer gegen Portugal in Katar erinnert, zeigt eindrücklich und schmerzhaft, wie weit die Schweiz von Gegnerinnen dieses Kalibers mittlerweile entfernt ist. Das Abschneiden entspricht der Schweizer Realität – selbst wenn sie von viel Glück begleitet wird. Wie in dieser WM-Kampagne», so die SonntagsZeitung weiter.
Der Abstand zur Weltspitze ist grösser geworden. Grösser womöglich, als viele gedacht haben.
Auch der Sonntagsblick erinnert an das Achtelfinal-Aus der Männer an der WM 2022 gegen Portugal. «Im Gegensatz zum 1:6 der Männer-Nati in Katar gegen Portugal ist dies aber kein Betriebsunfall. Das hohe Resultat entspricht der Realität. Der Abstand zur Weltspitze ist grösser geworden. Grösser womöglich, als viele gedacht haben.»
Fragen zum Aufbäumen und zur Aufstellung
Während die klare Niederlage einerseits mit dem Klassenunterschied zu erklären ist, orten die Medien aber auch weitere Gründe. Die NZZ am Sonntag hält fest: «Bei allem Respekt für die aussergewöhnliche Klasse der Spanierinnen: Ein echtes Aufbäumen, ein leidenschaftliches Stemmen gegen das Ausscheiden hat gefehlt.»
Während die Autorin fragt, wo das Feuer war, sieht sie auch gewisse Entscheidungen von Trainerin Inka Grings kritisch. «Natürlich ist es sinnvoll, auf eine eingespielte Equipe zu setzen. Aber ist es wirklich angebracht, mit der gleichen Formation gegen den krassen Aussenseiter Philippinen anzutreten wie gegen das ungeheuer spielstarke Spanien?»
«Es braucht Investitionen» für Heim-EURO
Gleichzeitig heben die Zeitungen mit Hinblick auf die Heim-EURO 2025 den Mahnfinger. «Sich auf die Heim-EM zu freuen, reicht nicht», so die NZZ am Sonntag . In dieselbe Kerbe schlägt Watson : «Vor der Heim-EM muss etwas gehen bei der Schweizer Frauen-Nati.»
Und der Sonntagsblick nimmt neben der Schweizer Equipe alle in die Pflicht: «Nun sind alle gefordert, denen der Frauenfussball in der Schweiz am Herzen liegt. Der SFV (Schweizerischer Fussball-Verband, Red.) , die Regionalverbände, die Klubs, Ehemalige, die Sponsoren. Es braucht Investitionen an der Basis, an der Spitze, aber auch in der Politik.» Der Autor sieht in der Heim-EURO gleichzeitig eine grosse Chance: «Dank der Heim-EM in zwei Jahren sollten diese möglich sein.»