Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Rückblick Frauen-WM Willkommen am freundlichen Ende der Welt!

Nach sechs Wochen Down Under: Weshalb der SRF-Reporterin Seraina Degen die Arbeit an der Frauen-WM stets leicht fiel.

Terrasse in Neuseeland
Legende: Stellvertretend für die Hilfsbereitschaft der Neuseeländer:innen Tracy, die ihre Terrasse spontan für einen Dreh für SRF zur Verfügung stellte. SRF

«Es si alli so nätt.» In seinem Lied meinte Franz Hohler dies zwar ironisch, und doch kam es mir hier, am anderen Ende der Welt, immer wieder in den Sinn. Sei es in Sydney oder Auckland – und ganz besonders in Dunedin, einem Städtchen auf Neuseelands Südinsel, unmittelbar am Pazifik. Dort waren wir während der ersten drei WM-Wochen stationiert.

120 000 Menschen leben in Dunedin, und alle, alle waren sie … «so nätt». Echt, jetzt! Im Restaurant, an der Rezeption, im Supermarkt, wo sämtliche Einkäufe mir säuberlich in eine Tasche verpackt werden: Überall waren sie freundlich, zuvorkommend und unkompliziert, die Neuseeländerinnen und Neuseeländer. Viele von ihnen können es sich selbst kaum leisten, auswärts zu essen – und tun dennoch alles, damit Gäste sich wohlfühlen.

Seraina Degen (r.) mit Esther Gilbert (M.).
Legende: Während einem Dreh auf dem Rugbyfeld Seraina Degen (r.) mit Esther Gilbert (M.). Seraina Degen/SRF

Rik, der hilfsbereite Platzüberwacher

Schon am Morgen nach der Ankunft am 12. Juli half Rik mir aus der Patsche, der über das Trainingsgelände der Schweizerinnen wachte. Betreten durfte dieses nur, wer eine gültige Akkreditierung vorweisen konnte. So wollte es die Fifa, welche die Frauen-WM organisiert hatte.

Nur hatte ich meinen Reisepass – geistig umnachtet, wie ich nach der über dreissigstündigen Anreise war – im Hotel liegengelassen. Und ohne Pass keine Akkreditierung. Doch Rik, der mich noch keine zwei Minuten kannte, war «so nätt» und händigte mir kurzerhand einen Gästepass aus.

Die kälteresistente Holly

Am Eingang zum Medienraum hielt Holly einem freudestrahlend die Tür auf, immer für einen Schwatz zu haben, stets zur Stelle mit Tipps für Erkundungstouren. Täglich hatte Holly zwölf Stunden da zu stehen, von sieben Uhr in der Früh bis sieben Uhr abends, bei Wind und Wetter. Kein Schleck im neuseeländischen Winter.

Aber sie blieb munter. «Come on! It’s not cold», raunte sie lachend: Mit zehn Grad Celsius und kaum Regen seien dies milde Tage für Dunedin! Und ich bibberte in meiner Daunenjacke, mit Schal und Mütze, vor mich hin. Item.

Video
Archiv: Eine Schweizerin stellt uns Dunedin vor
Aus FIFA WM-Magazin vom 20.07.2023.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 45 Sekunden.

Die spontane Tracy und ihre perfekte Terrasse

«So nätt.» In Tracys Fall ist das untertrieben. Oder würden Sie Wildfremde, die an Ihrer Haustür klingeln, mir nichts, dir nichts hereinlassen? Genau dies tat Tracy. «Natürlich, kein Problem. Kommt rein!», sagte sie, noch ehe ich mein Anliegen formulieren konnte. Schon standen Kameramann Kay Anliker und ich verdutzt in ihrer Küche.

Zwei Stunden lang waren wir kreuz und quer durch die Stadt gefahren auf der Suche nach einer Stelle, von der aus wir das Stadion hätten filmen können. Als wir bereits aufgeben wollten, entdeckten wir in einer Quartierstrasse Tracys Terrasse – ideal für einen Dreh. Stracks klingelten wir. Und trafen auf eine offene, spontane Frau. «Ihr seid jederzeit willkommen!», sagte sie zum Abschied.

Und genau so fühlte ich mich hier am anderen Ende der Welt: willkommen.

SRF zwei, sportlive, 20.8.2023, 11:15 Uhr

Meistgelesene Artikel