Die fussballerische Rivalität zwischen Brasilien und Chile fand im Maracana 1989 ihren skandalösen Höhepunkt. Die Teams spielten um die Qualifikation für die WM 1990 in Italien. Nach dem 1:0-Führungstreffer von Brasilien lag Chile-Goalie Roberto Rojas plötzlich mit blutverschmiertem Gesicht am Boden. Neben ihm rauchte ein Feuerwerkskörper, der aus den Rängen geworfen worden war.
Betrug im Voraus geplant
Chiles Spieler verliessen den Platz und hofften auf einen Forfait-Sieg zu ihren Gunsten. Doch die FIFA liess den Fall genauer untersuchen und es stellte sich heraus, was als eine der grössten Betrügereien der Sportgeschichte zu werten ist: Rojas war gar nicht getroffen worden, sondern hatte sich die Verletzung mit einer im Handschuh versteckten Rasierklinge selbst zugefügt.
So siegte Brasilien forfait, Chile wurde auch von der Qualifikation zur WM 1994 ausgeschlossen. Rojas erhielt eine lebenslange Sperre, die 2001 wieder aufgehoben wurde. Er arbeitete künftig als Goalietrainer, notabene in Sao Paulo.
Während Rojas Aktivkarriere ein jähes Ende nahm, startete die Werferin der Petarde eine neue: Rosenery Mello do Nascimento erlangte zumindest kurze Zeit Berühmtheit und zierte die Titelseite des brasilianischen «Playboy».
Bravo grüsst seinen Freund
Vergessen ist die Geschichte von 1989 noch lange nicht. Sie hat im Gedächtnis von Fussballfans und Spielern beider Länder ihren festen Platz. So widmete Chiles aktueller Goalie Claudio Bravo den 2:0-Sieg über Spanien im Maracana dem früheren Keeper. Er veröffentlichte auf Twitter ein Bild von sich und Rojas und schrieb dazu: «Das ist für dich, mein Freund».
Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM Magazin, 27.06. 2014 22:20 Uhr.