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Sie liessen es so richtig krachen. Zehntausende von Fans schickten nach dem 2:1-Sieg gegen Kolumbien an der Copacabana Böller und Raketen in den Nachthimmel. Als Zeichen der Dankbarkeit, der riesigen Erleichterung. Vielleicht sprangen sie aber auch nur in die Bresche und übernahmen die Arbeit, die an der WM im eigenen Land der Selecao zugedacht wäre. Ein Feuerwerk zu zünden!
Denn einmal mehr war das Gezeigte auf dem Rasen weit weg von einer spielerischen Explosion. Auch wenn das die Zuschauer auf den Rängen nie so wahrhaben würden und fast schon trotzig zur Schau stellten, wie die Mannschaft den Funken zum Springen bringen konnte. Effektiv aber war der Viertelfinal die Folge 5 einer nervenaufreibenden Qual an diesem Heimturnier.
Das Gute und Entscheidende daran: Die Brasilianer haben die Hürde, an der sie zuletzt 2 Mal gescheitert sind, gemeistert. Auf den Strassen verkündeten die Anhänger ausgelassen: «O Campeao voltou» - «Der Champion ist zurück.» Oder: «Rumo ao Hexa!» - «Kurs auf den 6. WM-Titel!»
Wenigstens ein Kabinettstück
Leidenschaft zwar zweifellos dabei in der Partie gegen Kolumbien. Auch jede Menge Kampf, so war das Spiel ausgesprochen robust und rustikal und ging mit 54 Fouls als härtestes an dieser WM in die Statistik ein. Was aber auf Seiten der Brasilianer vermisst wurde, war das spielerische, das kreative, das erfrischende, das elegante Element.
Die Spieler wirkten oft wenig inspiriert und unüberlegt, hilflose Befreiungsschläge in der 2. Halbzeit, etwa von Marcelo oder David Luiz, veranschaulichten dies. Um den Ball im Mittelfeld länger zu behaupten, fehlt es an der Passsicherheit.
Es gibt ein weiteres Indiz, das auf mangelnde Beweglichkeit in der Offensive und stattdessen auf solides Handwerk hinweist: Beide Tore erzielten die Innenverteidiger. Captain Thiago Silva stand nach einem Neymar-Corner am langen Pfosten völlig frei, kickte den Ball bereits nach 7 Minuten mit dem Knie ins Tor und sorgte damit für erste Beruhigung. In der 69. Minute versenkte David Luiz einen fulminanten Freistoss aus rund 30 Metern zum 2:0. Immerhin: Dieser Treffer verdient das Prädikat «Kabinettstück».
Dante warnt vor dem Gegner
Selecao-Coach Scolari sagte bislang nach jedem Spiel: «Wir haben zu viele Fehler begangen.» Erneut wird er sich bis zum Dienstag und dem Halbfinal gegen Deutschland überlegen müssen, wie sich gewisse Defizite beheben lassen. Überdies sieht er sich zu Umstellungen gezwungen. Für Neymar ist nach dem Bruch des 3. Lendenwirbels die WM zu Ende. Thiago Silva wird nach der zweiten gelben Karte gesperrt sein.
Dante könnte an seiner Stelle beim Rekord-Weltmeister zum WM-Debüt gelangen. Der Bayern-München-Akteur kennt die Waffen des Gegners bestens. «Die Deutschen kommen mit jeder Situation zurecht, auch wenn sie unter Druck geraten. Sie haben nicht einen Spieler, der herausragt, sondern sind als Kollektiv sehr, sehr stark.»
Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014 live, 04.07.14 21:30 Uhr.