Als alles vorbei war, suchte Sergio Romero die Garderobe der Niederländer auf. Der Penalty-Held Argentiniens wusste, bei wem er sich nach dem gewonnenen WM-Halbfinal besonders zu bedanken hatte: Louis van Gaal.
Der niederländische Coach, vor wenigen Tagen noch gefeierter Taktik-Fuchs mit der Einwechslung von Ersatzgoalie Tim Krul für das Penaltyschiessen gegen Costa Rica, ist eine der wichtigen Figuren in der Karriere Romeros.
Dem früheren Lehrer das Meisterstück präsentiert
Im Alter von 20 Jahren hatte Romero 2007 den Wechsel von seiner argentinischen Heimat nach Europa gewagt. Sein Trainer bei Alkmaar: Van Gaal. Der als hart und unnahbar geltende Coach, der später den Übernamen «Tulpen-General» erhalten sollte, war für Romero die zentrale Figur bei der Integration auf und neben dem Platz.
«Die Niederlande waren ein so komplett anderes Land mit anderen Sitten und Lebensgewohnheiten. Van Gaal hat mir in dieser Zeit viel geholfen», lobte Romero seinen früheren Coach. Dass er ihm diese Hilfe aber einst auf diese Weise «danken» würde, hätte Van Gaal sich nicht mal in seinen Albträumen ausgemalt. «Es ist hart. Ich habe ihm damals in Alkmaar nämlich auch beigebracht, wie man Penaltys hält», konstatierte er.
Romero ging gut vorbereitet ins Penaltyschiessen des WM-Halbfinals. Wie Trainer Alejandro Sabella erklärte, besitzt er eine Mappe mit Infos zu jedem Gegenspieler und dessen Gewohnheiten vom Elfmeterpunkt. Romero, bei seinem jetzigen Klub Monaco nur Ersatz, avancierte mit den gehaltenen Schüssen von Ron Vlaar und Wesley Sneijder zum gefeierten Helden.
Van Gaal waren die Hände gebunden
Taktiker Van Gaal war ausgestochen. Der Fitnesszustand seiner Spieler und die Spielumstände hatten ihn gezwungen, seinen nominell ersten Schützen Robin van Persie vom Feld zu nehmen und Goalie Jasper Cillesen, dem er offenbar das Penalty-Parieren nicht hat beibringen können, auf dem Platz zu lassen. «Ich hätte ihn rausgenommen, wenn ich nochmals hätte wechseln können», so der «Bondscoach». Konnte er nicht. Cillesen gelang es bei den vier argentinischen Versuchen nicht, erstmals in seiner Profi-Karriere einen Penalty zu halten.
Ein Tag ohne Sonne in Sao Paulo
So war es ganz der Abend von Goalie Romero. Die viel gelobten Stürmer waren im vielleicht ereignisärmsten WM-Halbfinal aller Zeiten nämlich kaum zu sehen. Auf beiden Seiten überwog die Angst vor einem Gegentreffer das Vertrauen in die eigenen offensiven Stärken. Und die Verteidiger erledigten ihre Aufgabe mit Bravour.
«Ein Spiel ohne Tore ist wie ein Tag ohne Sonne.» So lautet das meistzitierte Bonmot des grossen Alfredo di Stefano. Vor Spielbeginn hatten Argentinien und die Niederlande dem ersten Weltstar des Fussballs, der am Montag verstorben war, gedacht. Was folgte, passte nur zu gut dazu: Die Sonne schien nicht über Sao Paulo, nein: der Himmel schien zu weinen.
Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014 live, 09.07.14 22:00 Uhr.