Es ist nicht die allerprickelndste Affiche: Das Eröffnungsspiel der WM 2022 in Katar bestreiten der Gastgeber, der seine Premiere auf der grössten Fussballbühne feiert, und Ecuador, das in Südamerikas Fussball hinter den Aushängeschildern Brasilien und Argentinien bestenfalls eine Nebenrolle spielt.
Besonders Katar ist eine Wundertüte. Eine Qualifikation musste man nicht bestreiten, was wenig Aufschluss über die Qualität der Mannschaft gibt. Katar siegte zuletzt in Tests 2:0 gegen Guatemala und 1:0 gegen Albanien. Doch klar ist auch: Einem erfolgreichen Abschneiden bei der Heim-WM wurde im Wüstenstaat alles untergeordnet.
Fruchtet die lange Vorbereitungszeit?
Die vom Spanier Felix Sanchez trainierte Truppe bereitete sich über Monate akribisch auf die kommenden Auftritte vor. Sie tourte durch Europa, machte Trainingslager in Salzburg oder Marbella. Zum Teil mussten mehrere Hotels gebucht werden, um die 150 mitgereisten Personen unterzubringen.
Der 46-jährige Sanchez ist dabei so etwas wie der langjährige Übervater des katarischen Fussballs. Bereits vier Jahre vor der Vergabe der WM 2010 stiess der Katalane zum Verband und prägte die Professionalisierung massgeblich mit.
Coup an der Asienmeisterschaft
Vom FC Barcelona kam er 2006 nach Al-Rayyan, ein Vorort von Doha – vom berühmten Nachwuchszentrum La Masia zur sogenannten «Aspire Academy», einem riesigen Sportkomplex mit mehr als 1000 Angestellten. Nach Erfolgen im Nachwuchs (U19-Asienmeister 2014) amtet Sanchez seit 2017 als Trainer der A-Nationalmannschaft.
Und dies durchaus mit Erfolg: 2019 gewann Katar überraschend die Asienmeisterschaft mit einem Finalsieg über Japan. An der Hauptprobe für die WM kam letztes Jahr ein 3. Platz am Arab Cup dazu. In der Fifa-Weltrangliste hat man sich auf Platz 50 vorgearbeitet und rangiert noch vor anderen WM-Teilnehmern wie dem benachbarten Saudi-Arabien (51) oder Ghana (61).
Alle Spieler des jetzigen Teams kommen aus der heimischen Liga, die meisten vom Meister Al-Sadd. Sanchez kennt die meisten schon seit vielen Jahren – auch die hoffnungsvollen Stürmer Almoez Ali und Akram Afif.
Aus einer gesicherten Defensive agieren
Der Druck ist hoch: Um die Achtelfinals anzuvisieren, sind drei Punkte gegen Ecuador fast Pflicht. Einfacher wird es in den Tagen danach nicht. Es warten die Niederlande und Senegal, zwei Teams aus den Top 20 der Fifa-Weltrangliste.
Sanchez zeichnet ein ziemlich klares Bild davon, was von seiner Mannschaft zu erwarten ist. «Es wäre selbstmörderisch von uns, die Initiative zu ergreifen», erklärte der Katalane in einem Interview mit der spanischen Sportzeitung Marca . «Wir versuchen, hinten kompakt zu stehen, so wenig wie möglich zuzulassen und stark zu kontern.» Beim Coup an der Asienmeisterschaft kam Katar im Schnitt auf weniger als 50 Prozent Ballbesitz.