Luis Suarez hat an Weltmeisterschaften deutliche Spuren hinterlassen, positive wie negative. Die 7 Treffer des Uruguayers in bisher 15 Spielen sind eine beeindruckende Marke. Unvergessen bleibt allerdings auch seine Beissattacke gegen Italiens Giorgio Chiellini an der WM 2014 in Brasilien und die anschliessende lange Sperre.
Bei seiner fünften WM würden viele Fussballfans dem 35-jährigen Altstar einen würdigen Abschied von der grossen Bühne gönnen. Ghanaische sind aber eher nicht darunter. Denn sie verbinden Suarez mit einem WM-Trauma.
Suarez' Hands als Anfang vom Ende
In einem der emotionalsten Spiele der WM 2010 in Südafrika schaltete Uruguay Ghana im Viertelfinal im Penaltyschiessen aus. Auftritt Suarez in der letzten Minute der Verlängerung: Der Stürmer verhinderte den sicheren Treffer zum 2:1 der Afrikaner. Er wehrte auf der Torlinie in Goalie-Manier ab und wurde des Feldes verwiesen. Weil Asamoah Gyan den fälligen Penalty in der 122. Minute an die Latte setzte, wurde Suarez in seinem Heimatland zum Helden, der sich aufopferte. Und in Ghana zur Hassfigur.
Der Abend in Johannesburg ist beiden Nationen noch präsent. Ghana hätte gleich bei der ersten WM-Teilnahme auf dem eigenen Kontinent als erstes afrikanisches Team in einen Halbfinal vorstossen können – ja müssen. Und Uruguay beendete das Turnier auf dem 3. Platz – so gut wie seit dem WM-Titel 1950 nicht mehr.
Alonso mit dem Stossdämpfer unterwegs
Die Vorzeichen für eine Revanche bei der Neuauflage zum Abschluss der Gruppenphase in Katar stehen nicht schlecht. Uruguay braucht mit erst einem Punkt und noch keinem Tor auf dem Konto unbedingt einen Sieg, um den Traum vom Achtelfinal weiterleben zu lassen. Ghana ist mit drei Zählern im Vorteil.
Ganz Ghana hasst Suarez, und ganz Afrika hasst ihn.
In beiden Lagern vermied man es im Vorfeld aber tunlichst, die Ereignisse von damals hochkochen zu lassen. «Es ist eine andere Situation. Sie wollen weiterkommen, wir auch. Es wird ein Schlüsselspiel, aber es hat nichts mit der WM 2010 zu tun», sagte Uruguays Trainer Diego Alonso.
Grosser Kontrast bei den Ayew-Brüdern
Bei Ghanas Captain André Ayew, der vor 12 Jahren wie Suarez schon dabei war, klang es ähnlich. «Das Einzige, woran ich denke, ist die Qualifikation für den Achtelfinal. Revanche oder nicht, wir werden mit der gleichen Konsequenz antreten wie bisher.»
Sein Bruder, der nicht mehr in der Nationalmannschaft aktive Ibrahim Ayew, nahm derweil kein Blatt vor den Mund. «Ganz Ghana hasst Suarez, und ganz Afrika hasst ihn», sagte er dem Portal The Athletic . Er fügte mit einem Lächeln an: «Und wir wollen uns rächen.» Und Suarez? Der wurde nach seinen Erinnerungen an das Spiel von 2010 befragt – und brach sofort das Interview ab.