Mit Senegals Goalie Edouard Mendy und Captain Kalidou Koulibaly steht gleich zwei Chelsea-Akteuren gegen England ein Aufeinandertreffen mit Kollegen aus dem Liga-Alltag bevor. Besonders dürfte das Spiel aber auch für einen anderen Senegalesen werden, der im Land des Achtelfinal-Gegners sein Geld verdient: Iliman Ndiaye.
Keine Anlaufzeit notwendig
Erst im Juni dieses Jahres hatte der 22-Jährige sein Debüt für die «Tarenga-Löwen» gegeben. Trotz der fehlenden Erfahrung hatte ihn Coach Aliou Cissé für das Turnier in Katar aufgeboten. Ndiaye rechtfertigte das Vertrauen auf seine Art: Beim 3:1-Erfolg gegen den Gastgeber lieferte der offensive Mittelfeldspieler nach seiner Einwechslung den Assist zum dritten Tor der Westafrikaner.
Gegen Ecuador – im wichtigsten Spiel der jüngeren WM-Geschichte des Senegals – figurierte der Youngster plötzlich in der Startaufstellung. Ndiaye zeigte sich davon unbeeindruckt und stellte etwa den gestandenen Pervis Estupinan mit seinen Dribblings und prompten Richtungswechseln immer wieder vor Probleme.
Auf Vaters Fährte mit einem Traum im Gepäck
Das Selbstverständnis, mit dem Ndiaye auf der grossen Fussball-Bühne bisher auftrat, überrascht. Denn die Karriere des 1,80 m-Akteurs verlief bisher alles andere als einfach. Er gehörte in Senegals Hauptstadt Dakar einst dem Farmteam von Olympique Lyon an, ehe Ndiaye 2016 seinem Vater folgte, welcher der Arbeit wegen nach England übergesiedelt war.
Sohnemann Ndiaye glaubte trotz fehlenden Perspektiven und Sprachkenntnissen weiter an ein Dasein als Profifussballer und fand schliesslich in der Nachwuchsabteilung von Boreham Wood Unterschlupf. In der Kleinstadt nördlich von London unterzeichnete er 2017 einen Profivertrag, mehr als einen Platz auf der Bank konnte er sich beim Fünftligisten aber nicht erkämpfen.
Während seiner Zeit in der Klub-Akademie versuchte sich Ndiaye vergebens in Probetrainings bei Southampton, Chelsea oder Manchester United. Auch Zweitligist Reading störte sich an der damals schmächtigen Statur des Youngsters. Erst 2019 sollte es nach einem sechswöchigen Probetraining bei Sheffield United endlich klappen.
Weil im Kader des Premier-League-Absteigers fortan aber kein Platz blieb, lieh ihn Sheffield 2020 an Hyde United aus. Für Ndiaye hiess dies: wieder Kleinstadt, wieder «Non-League», wie in England der Wettbewerb unterhalb der vier Profiligen genannt wird. Immerhin: Beim Siebtligisten aus dem Grossraum Manchesters sammelte er endlich Spielpraxis.
Seine Geduld zahlte sich aus. Auf die Saison 2021/22 hin beorderten ihn die «Blades» zurück ins Profikader. Dort gehört er seither zum Stammpersonal, zuletzt liess er den Klub mit 9 Toren in 21 Spielen gar von der Rückkehr in die Premier League träumen. Einen Vorgeschmack auf Stars wie Harry Kane und Co. bekommt Ndiaye wohl bereits am Sonntag – im WM-Achtelfinal gegen seine Zweitheimat England .