Die Stärkeverhältnisse
In Katar tritt England mit neuem Selbstverständnis an und befindet sich trotz dem im letzten Sommer verlorenen EM-Final im Aufwind. Denn die «Three Lions» haben sich mit den grossen Turnieren nach einer lange komplizierten Beziehung ausgesöhnt. An der letzten WM in Russland erreichte der Weltmeister von 1966 mit dem Halbfinal-Vorstoss das beste WM-Resultat seit 1990.
Zwei abschliessende Niederlagen (1:2 n.V. gegen Kroatien und 0:2 gegen Belgien im Spiel um Rang 3) trübten das euphorische Gesamtbild etwas. Dennoch wurde die Bilanz dadurch aufpoliert, dass die Engländer einen jahrzehntelangen Fluch brachen und im Achtelfinal gegen Kolumbien erstmals an einem Grossanlass ein Penaltyschiessen für sich hatten entscheiden können. Die Entwicklung der Equipe schritt weiter voran – und weckt gleichzeitig Begehrlichkeiten.
Prima vista dürften Wales und die USA die ersten Kandidaten sein, um England in die K.o.-Phase zu begleiten. Die US-Amerikaner sind seit 1990 – mit der Ausnahme 2018 – WM-Dauergast. Nach der verpassten Qualifikation vor 4 Jahren setzte ein Neuaufbau mit Verjüngungskur ein. Gegen die Auswahl mit dem Merkmal «jung und talentiert» wollen auferstandene Insulaner dagegenhalten. Die erste und bislang einzige WM-Präsenz Wales' liegt 64 Jahre zurück. Doch genau daran soll angeknüpft werden, denn auf Anhieb schaute 1958 der Viertelfinal heraus.
Schliesslich rechnet sich Iran einiges aus, erfolgte am Persischen Golf doch die Metamorphose von einem überraschenden Aussenseiter zu einem der stärksten Teams des asiatischen Verbandes. An der Seitenlinie ist Carlos Queiroz der Baumeister, der Portugiese war von 2011 bis 2019 im Amt und musste nun sehr kurzfristig wieder übernehmen. Die politischen Unruhen zu Hause machen aus dem unberechenbaren auch einen umstrittenen WM-Teilnehmer.
Team | Fifa-Ranking | WM-Endrunden | Bestes WM-Abschneiden |
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ENGLAND | Nr. 5 |
16. (1950/1954/1958/1962/1966/1970/ 1982/1986/1990/1998/2002/2006/ 2010/2014/2018/2022) |
Weltmeister (1966) |
IRAN | Nr. 20 |
6. (1978/1998/2006/2014/2018/2022) |
Gruppenphase |
USA | Nr. 16 |
11. (1930/1934 /1950/1990/1994/1998/ 2002/2006/2010/2014/2022) |
3. Rang (1930) |
WALES | Nr. 19 |
2. (1958/2022) |
Viertelfinal (1958) |
Die Partien
- Montag, 21.11. – 14:00 Uhr England - Iran (Khalifa International)
- Montag, 21.11. – 20:00 Uhr USA - Wales (Ahmad Bin Ali)
- Freitag, 25.11. – 11:00 Uhr Wales - Iran (Ahmad Bin Ali)
- Freitag, 25.11. – 20:00 Uhr England - USA (Al Bayt)
- Dienstag, 29.11. – 20:00 Uhr Wales - England (Ahmad Bin Ali)
- Dienstag, 29.11. – 20:00 Uhr Iran - USA (Al Thumama)
Im FIFA-Magazin im Fokus
Die Köpfe auf und neben dem Platz
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Bild 1 von 10. Harry Kane (29/England). Weltklasseathlet und Captain, der seine Brötchen bei Tottenham Hotspur verdient. Bildquelle: imago images/ZUMA Wire.
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Bild 2 von 10. Raheem Sterling (27/England). Eine bewährte Kraft im Kader der «Three Lions» mit 4 Meisterpokalen im Trophäenschrank (alle mit Manchester City errungen) und nun weitergezogen zum FC Chelsea. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Laszlo Balogh.
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Bild 3 von 10. Sardar Azmoun (27/Iran). Als Leverkusens Mittelstürmer kam er auf erst 11 Saison-Einsätze und musste zuletzt mit einem Muskelfaserriss pausieren. Für Iran war Azmoun mit 10 Treffern die Lebensversicherung in der WM-Qualifikation. Bildquelle: imago images/ZUMA Wire.
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Bild 4 von 10. Christian Pulisic (24/USA). Zusammen mit Weston McKennie (24) ist der Chelsea-Akteur mit Bundesliga-Vergangenheit das namhafteste Mitglied im US-Kader. Bildquelle: imago images/Icon Sportswire.
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Bild 5 von 10. Aaron Ramsey (31/Wales). Der Starspieler von Nizza-Trainer Lucien Favre im zentralen Mittelfeld krönt seine 14-jährige Karriere in der Nationalmannschaft mit der WM-Teilnahme. Bildquelle: Keystone/EPA-EFE/Peter Powell.
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Bild 6 von 10. Gareth Bale (33/Wales). Routinier und Rekordtorschütze in einem: Beim Los Angeles FC waren seine Einsatzminuten jüngst nicht üppig. Doch Bale hat im Nationaltrikot schon oft bewiesen, dass er punktgenau abliefern kann. Bildquelle: imago images/ Shutterstock.
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Bild 7 von 10. Gareth Southgate, Trainer England. Unter der Ägide des 52-Jährigen fand England nach langer Durststrecke zurück zu alter Stärke. An der WM 2018 führte Southgate sein Team in den Halbfinal, 2021 unterlag man Italien im EM-Final erst im Elfmeterschiessen. Bildquelle: imago images/PA Images.
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Bild 8 von 10. Carlos Queiroz, Trainer Iran. Seit September ist der 69-Jährige wieder im Amt und schürt im Iran trotz politischer Unruhen die Hoffnung, dass im sechsten Anlauf erstmals die Vorrunde überstanden werden kann. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Vahid Salemi, File.
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Bild 9 von 10. Gregg Berhalter, Trainer USA. Nach fünf Jahren bei Columbus Crew übernahm Berhalter die US-Nationalmannschaft. Dort ist der 49-Jährige seit 2018 im Amt. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Martin Meissner, File.
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Bild 10 von 10. Robert Page, Trainer Wales. Nach fast zwei Jahren als Interimstrainer - Vorgänger Ryan Giggs war vor Gericht - wurde der 48-Jährige im Juni 2022 offiziell Nationaltrainer. Sein Vertrag wurde im September vorzeitig bis 2026 verlängert. Bildquelle: imago imaes/News Images.
Einige Fakten auf den Punkt gebracht
- Tanz auf der Rasierklinge mit Bale. Die ersehnte 2. WM-Teilnahme für Wales war eine Zitterpartie. Die «Drachen» mussten den Umweg über die Playoffs gehen, nachdem sie ihre Gruppe hinter Belgien auf Platz 2 abgeschlossen hatten. Mit Siegen gegen Österreich und die Ukraine wurden die letzten Hürden spektakulär aus dem Weg geräumt. Dabei war auf Altstar Gareth Bale, seit dieser Saison in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) bei Los Angeles FC tätig, Verlass: Der 33-Jährige schoss beim 2:1-Erfolg über Österreich beide Tore und provozierte gegen die Ukraine mit seinem Freistoss das entscheidende Eigentor.
- Die Frühstarter aus Übersee: Als erster WM-Teilnehmer bezog die USA ihr Quartier in Doha. Die 9 in der heimischen MLS engagierten Nationalspieler und der gesamte Staff bildeten die Vorhut und reisten schon am 10. November an. Die 17 in Europa unter Vertrag stehenden US-Mitglieder folgten am letzten Wochenende.
- Auf ein Neues: Im 6. Anlauf versuchen die Iraner, erstmals die Vorrunde zu überstehen. Dass der Gewinner der Asien-Meisterschaft zum 3. Mal in Serie an einer Endrunde vertreten ist, zeugt von Reife und weiteren Fortschritten.
Die Fortsetzung
Der Sieger der Gruppe B bekommt es im Achtelfinal mit dem Zweitplatzierten der Gruppe A (Katar, Ecuador, Senegal oder der Niederlande) zu tun. Der Zweitplatzierte trifft auf den Besten aus dem Pool A.