SRF Sport: Am Mittwochabend treffen Sie im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League auf die AS Roma. Nach dem 1:0 im Hinspiel dürfte das kein Selbstläufer werden ...
Ana-Maria Crnogorcevic: Nein, das wird es nicht. Aber wir hätten im Hinspiel die Chance gehabt, um jetzt nicht mehr zittern zu müssen. Aus 31 Schüssen muss einfach mehr rausschauen als ein Goal. Da müssen wir konsequenter werden. Jetzt zuhause im Camp Nou sind wir aber nochmal eine eigene Macht und wollen den Sack zu machen.
In der Meisterschaft ist der Sack nach dem 1:0-Sieg im Clasico gegen Real Madrid praktisch zu, der 4. Titel in Serie ist zum Greifen nah. Was löst das in Ihnen aus?
Der Clasico ist immer intensiv und macht Spass. Was die Liga betrifft, schaue ich die Tabelle ehrlich gesagt selten bis gar nie an. Es ist eigentlich egal, ob wir auf den Tabellen-4., -10. oder -12. treffen.
Wenn man 57 Spiele in Serie gewonnen hat, ist das einfach zu sagen. Kann man dann alles locker angehen?
Locker nicht, nein ... wenn man es zu locker angeht, wird es am Ende nur ein Geknorze. Jede Partie ist wichtig, und wir wollen so viele Titel wie möglich gewinnen.
Barcelona ist einer der besten Klubs der Welt. Wie gehen Sie mit der internen Konkurrenz um?
Die Konkurrenz ist riesig. Wir sind 25 Spielerinnen im Kader, davon sind etwa 18 Nationalspielerinnen (u.a. Alexia Putellas, Lucy Bronze, Keira Walsh und Caroline Graham Hansen, die Red.). Dass es im besten Klub Europas schwierig ist, Spielzeit zu bekommen, ist mir bewusst. Hier muss ich jede Minute für Eigenwerbung nutzen. Aber diese Herausforderung nehme ich gerne an, und ich werde dadurch auch besser.
Wechseln wir zur Nati: Nächste Woche kommt es zum Zusammenzug sowie 2 Testspielen und gleichzeitig fällt der Entscheid, ob die EM 2025 in der Schweiz stattfinden wird. Welchem Moment fiebern Sie stärker entgegen?
Dem EM-Entscheid am Dienstag am meisten. Eine Heim-Europameisterschaft wäre das Nonplusultra. Ich hoffe sehr, dass es klappt.
Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Eigentlich kann es gar nichts anderes als die Schweiz sein. Wir haben kurze Wege, eine gute Infrastruktur und verdienen mal wieder einen Grossanlass. Gegen die anderen Bewerber spricht aus meiner Sicht immer etwas: Frankreich hatte in der jüngeren Vergangenheit schon mehrere Grossevents. In Polen, das noch nie an einer EM war, ist es ausserdem mit der politischen Lage und dem Krieg in der Ukraine schwierig. Und in den 4 skandinavischen Ländern sind die Wege lang, das ist kompliziert. In der Schweiz wäre alles einfach, es kann fast nur unser Land werden. Das wäre für den Frauenfussball hierzulande unglaublich wichtig und könnte viel bewirken.
In Spanien ist der Frauenfussball grösser als in der Schweiz. Müssen Sie schon viele Autogramme geben?
Ja, immer öfter. Es wird mehr, seit wir angefangen haben in der Champions League im Camp Nou zu spielen. Und in der Liga haben wir auch 4000, 5000 Fans im Stadion. Sei es im Auto, im Café, am Flughafen – mittlerweile wollen mehr Leute ein Foto.
Das Interview führte Dominik Steinmann. Mitarbeit: Laura Inderbitzin.