Die Bilder gingen in den letzten Tagen um die Welt: Ein Elfmeter bei der Frauen-WM muss wiederholt werden, weil sich die Torhüterin zu früh von der Linie bewegt hat. Diesen Entscheid fällt die Schiedsrichterin nach Konsultation des Videobeweises. Gesehen im Spiel Italien gegen Jamaika, Frankreich gegen Nigeria, gesehen bei Schottland gegen Argentinien. (siehe Video oben)
Grund für die Aufregung ist eine Regel, die per 1. Juni eingeführt wurde. Neu müssen die Keeper im Moment der Ausführung eines Strafstosses nur noch mit einem Fuss die Linie berühren. Früher waren es beide. Mithilfe des Video Assistant Referees (VAR) wird nun ganz genau hingeschaut – und so manch fragwürdiger Entscheid gefällt.
Tatjana Haenni, Ressortleiterin Frauen- und Mädchenfussball beim Schweizerischen Fussballverband, stört sich am Zeitpunkt der Regeleinführung. «Es sind Änderungen, die zum Teil fast schon dramatische Auswirkungen haben. Daran gewöhnt sich eine Spielerin nicht in ein paar Wochen.»
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei einer Männer-WM auch so entschieden hätte.
Haenni hätte es begrüsst, wenn man mit der Umsetzung noch bis nach dem Turnier gewartet hätte. «Wir sprechen hier schliesslich von einer WM.» Die Verantwortlichen hätten schlicht unterschätzt, was man mit den Anpassungen auslösen würde. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei einer Männer-WM auch so entschieden hätte», so Haenni weiter.
VAR grundsätzlich eine Bereicherung
Diese Kritik sei aber nicht am VAR selbst zu verstehen, betont Haenni. Die Einführung des Videoschiedsrichters begrüsst sie. «Im Zeichen der Wertschätzung und der Professionalisierung des Frauenfussballs ist es ein wichtiger Schritt», so die Expertin.
Wie in Zukunft vermieden werden kann, dass der Frauenfussball als Spielfeld für «Experimente» genutzt wird, erklärt Haenni im Audiobeitrag:
Sendebezug: srf.ch/sport, Livestream, 19.6.2019, 20:50 Uhr