«Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus»: Damit bringt Lara Dickenmann auf den Punkt, wo sie derzeit in ihrer Karriere steht. Die Schweizer Rekordnationalspielerin gehörte bei den Frauen des VfL Wolfsburg zu den Leistungsträgerinnen, ehe sie von einem Kreuzbandriss und danach einer Blinddarm-Operation gebremst wurde. Nun ist sie auf dem langen Weg zurück.
«Bei meinem ersten Pflichtspiel-Einsatz nach der Verletzung war ich richtig aufgeregt, als wäre es mein erstes Fussballspiel überhaupt», erzählt die 34-Jährige im Interview mit SRF. «Ich bin noch nicht dort, wo ich vielleicht sein könnte», so Dickenmann. Sie könne sich nicht mit sich selber vor der Verletzung vergleichen, sei aber gleichwohl zufrieden.
Der Kampf um Einsatzminuten
Der Krienserin ist die Freude darüber anzumerken, dass es für sie wieder aufwärts geht – auch wenn ihre Rolle nun eine andere ist. Seit dem Re-Start nach der Corona-Pause wurde Dickenmann in 4 von 6 Meisterschaftsspielen eingewechselt.
Wir schätzen es, dass wir die Saison zu Ende spielen können.
Im DFB-Pokal stand sie sowohl im Viertel- als auch im Halbfinal in der Startaufstellung. Nachdem die Wolfsburgerinnen am 17. Juni den 4. Meistertitel in Serie perfekt gemacht haben, möchten sie am Samstag im Final des DFB-Pokals in Köln gegen Essen den nächsten Titelgewinn feiern.
Dies geschieht aufgrund der Corona-Ausnahmeregeln unter anderen Umständen. Bei Geisterspielen fehle es ein wenig an Emotionen und Stimmung, so Dickenmann. Doch sie betont: «Wir schätzen es, dass wir die Saison zu Ende spielen können.» Sie sei sich bewusst, dass sie in Deutschland diesbezüglich in einer privilegierten Lage seien.
So kann sich Dickenmann wieder «ans Niveau herantasten», wie sie es selber ausdrückt. Während sie unter normalen Umständen im Juli zu Besuch bei der Familie in der Schweiz oder am Meer am Entspannen wäre, dauert die Saison bis in den August.
Das Fernziel Champions-League-Final
Denn neben dem Pokal ist Wolfsburg auch noch in der Champions League engagiert. Im Viertelfinal geht es am 21. August gegen Glasgow City. «Die Champions League ist jedes Jahr die Krönung für mich persönlich», freut sich die Schweizer Nationalspielerin.
Vielleicht habe ihr Team einen Vorteil gegenüber anderen Mannschaften, die nicht spielen konnten, glaubt Dickenmann. Das Ziel bleibe wie jedes Jahr dasselbe: In den Final zu kommen und die Überfliegerinnen aus Lyon zu schlagen.
Doch vorerst geht es für das Team um Saison-Titel Nummer 2. Und für Dickenmann selber darum, den Herbst ihrer Karriere zu geniessen. Das macht sie ohnehin, denn: «Ich habe gelernt, alles auf eine andere Art zu schätzen.»