In genau 500 Tagen fällt in Basel der Startschuss zur Heim-EM. Bis dann hat die neue Nati-Trainerin Pia Sundhage die herausfordernde Aufgabe, die Schweizerinnen wieder auf Kurs zu bringen und hierzulande im besten Fall eine Fussball-Euphorie zu entfachen.
«Es ist ein grosser Berg, den es bis dahin zu besteigen gilt», gibt die Schwedin im «Sportpanorama» unumwunden zu. Sie sei «aufgeregt und auch etwas nervös», am Montag ihr neues Team beim ersten Zusammenzug endlich persönlich kennenzulernen. «Es fühlt sich ein wenig an wie vor einem ersten Date», vergleicht es die 64-Jährige mit einem Schmunzeln.
Aus «Pia» wird kurzerhand «Pelle»
Aus der Ruhe wird sich Sundhage aber kaum bringen lassen. Zu viel hat sie in ihrer Fussballerinnen-Laufbahn – ob als Spielerin oder Trainerin – erlebt. Als kleines Mädchen musste sie ihren Vornamen kurzerhand in «Pelle» ändern, um an einem richtigen Meisterschaftsbetrieb teilnehmen zu dürfen. Mädchen war das Fussballspielen damals noch untersagt. «Meine Eltern haben mir zwar beigebracht, dass man nicht bescheissen darf. In diesem Fall haben wir aber eine Ausnahme gemacht», lacht Sundhage heute darüber.
Fussball ist seit jeher Sundhages Leidenschaft, ihre Vita ist gespickt mit Titeln und Auszeichnungen. Und doch sind es die «Soft Skills», auf welche die Welttrainerin des Jahres 2012 vor allem Wert legt. Sundhage spricht nicht von «System», «Aufstellung» oder «Punkten», sie redet viel lieber über «Kommunikation», «Feedback» und «Gemeinschaft».
Ich bin eine Frau. Ich habe ein Leben lang um Unterstützung und Geld gekämpft.
«Ich stamme aus einer grossen Familie und ich bin überzeugt, dass wir einander brauchen und gegenseitig unterstützen müssen», so die passionierte Musikerin. Sie selbst sei keine einfache Spielerin gewesen und habe bei ihren Trainern immer alles hinterfragt. Eine Eigenschaft, die sie sich auch bei ihren Spielerinnen wünscht. «Wir sind alle anders, deshalb ist es wichtig, auf diese Unterschiede zu achten und einander zuzuhören. Ich denke, dass ich eine gute Zuhörerin bin», so die Europameisterin von 1984.
Gibt's noch mehr Geld vom Bund?
Dass in der Schweiz aktuell eine Debatte um die finanzielle Unterstützung des Bundes für die EURO geführt wird, überrascht Sundhage nicht: «Ich bin eine Frau. Ich habe ein Leben lang um Unterstützung und Geld gekämpft. In meiner Generation war das normal.» Natürlich hofft auch Sundhage, dass im Sinne einer erfolgreichen EURO der Fonds noch etwas geäufnet und die Schweiz in den Genuss eines Fussballfestes kommen wird.
Ein konkretes Ziel mit der Nati hat Sundhage noch nicht ausgerufen. Das gelte es erst noch zu definieren. «Gemeinsam», wie sie mit Nachdruck anmerkt. «Eines kann ich aber jetzt schon sagen: Ich verspreche, dass wir unser Bestes geben werden, um bereit zu sein.»