Vincent Rüfli hat in seiner Karriere schon einiges erreicht. Mit Servette stieg er in die Super League auf, mit Sion gewann er 2015 den Cup, und in Frankreich spielte er für Dijon in der Ligue 1. Im Spätherbst 2011 bestritt er unter Ottmar Hitzfeld sogar ein Länderspiel.
Doch aller hart erarbeiteten Erfolge zum Trotz behält das Internet vor allem eine Szene von Rüfli in Erinnerung: den furiosen Schuss aus 60 Metern an jenem Sonntagnachmittag vor 9 Jahren im Stade de Genève.
Der Aufstieg war so gut wie weg ...
Nur etwas mehr als 3500 Zuschauern weilten im schlecht gefüllten Stadion zum Challenge-League-Spiel der Genfer gegen Schaffhausen. Die Schaffhauser spielten gegen den Abstieg, und Servette hatte keine grossen Hoffnungen mehr, noch einen der ersten zwei Plätze zu erreichen. Dass es dann noch anders kam und die Genfer nach einer sensationellen Aufholjagd in den letzten 7 Runden via Barrage noch den Aufstieg schafften, hatte vordergründig nichts mit dem Sonntagsschuss von Rüfli zu tun.
Ich hätte auch passen können, dann wäre etwas anderes dabei herausgekommen. Aber ich habe es versucht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Gegen Schaffhausen läuft die 56. Minute und Servette führt 3:2. Kurz vor der Pause haben die Genfer innerhalb von 4 Minuten aus einem 0:2 ein 3:2 gemacht. Doch der Höhepunkt steht noch bevor: In der 56. Minute bekommt der damals 23-jährige Rüfli den Ball zugespielt, macht zwei, drei Schritte Richtung Mittellinie und trifft schliesslich aus etwa 60 Metern über den zurückeilenden Goalie hinweg ins Tor. Am Ende gewinnt Servette mit 6:2, doch alle sprechen nur über diesen einen Treffer.
Nüchterne Analyse
Die Bilder gehen um die Welt, die Superlative überbieten sich. Nur der Torschütze analysiert nüchtern: «Ich habe gesehen, wie der Goalie vorgerückt ist. Dann habe ich es halt versucht und Glück gehabt. Ich hätte auch passen können, dann wäre etwas anderes dabei herausgekommen. Aber ja, ich habe es versucht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.»
Seit dem letzten Sommer spielt der heute 32-Jährige für den FC St. Gallen. Bislang musste er sich aber mit der Reservistenrolle zufrieden geben. Bis Ende Februar stand er für den überraschenden Super-League-Leader nur 133 Minuten auf dem Feld.