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CL-Märchen wird relativiert Remo Freuler: Gefangen in der Sperrzone

Remo Freuler vom CL-Viertelfinalisten Atalanta sitzt in Norditalien im europäischen Epizentrum des Coronavirus fest. Er berichtet über das stillgelegte Leben zu Hause.

Grossaufnahme von Remo Freuler auf dem Feld.
Legende: Remo Freuler Und plötzlich ist ganz anderes als Fussball wichtig. Getty Images

8 Treffer in 180 spektakulären Minuten gegen den FC Valencia und ein märchenhafter Vorstoss in die Viertelfinals der Champions League : Unter normalen Umständen wären Atalanta Bergamos Helden in der Nacht auf Mittwoch von ihrer Tifoseria auf Händen getragen worden.

In der Lombardei ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie aber nichts mehr so wie früher. Das öffentliche Leben ist von Amtes wegen stillgelegt. Ganz Italien hat den Notstand ausgerufen.

Die Weisung vorher: Hände gründlich waschen

Ein globaler Krankheitserreger relativiert die beste Phase der Klubgeschichte vollumfänglich. Remo Freuler wird mit einer grotesken Situation konfrontiert.

Der Schweizer Nationalspieler hat die Europacup-Partien seines Lebens hinter sich und schildert während eines Telefonats mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA seine diffusen Achtelfinal-Eindrücke: «Man geht auf den Platz, hört die Champions-League-Hymne und später jeden einzelnen Schrei der anderen Spieler. Das ist schon sehr frustrierend.»

Aber die Gesundheit gehe vor, stellt Freuler klar. Innerhalb weniger Tage habe sich der Alltag in Norditalien massiv verändert. «Bevor wir nach Spanien geflogen sind, ging es vor allem darum, die Hände gründlich zu waschen. Auf den Strassen sah man vielleicht zwei, drei Passanten mit Masken. Die Cafés waren gut besucht», so der 27-Jährige.

Die Realität heute: Ohne Genehmigung geht nichts

Mittlerweile aber wurden drastische Massnahmen verhängt. «Inzwischen ist alles komplett abgeriegelt. Einkaufen funktioniert knapp noch», berichtet Freuler aus seiner Sportheimat Italien.

Garage, Trainingsplatz, Garage, Wohnung.
Autor: Remo Freuler über den Tages-Rhythmus

Eine temporäre Flucht aus dem «Wuhan Italiens» ( Die Welt ) ist keine Option. «Ein Camp im Ausland war ein Thema. Aber wir können Italien momentan ohnehin nicht verlassen», so Freuler. Dem Klub bleiben nur schriftliche Anordnungen, die Gesundheit der international begehrten Spieler zu schützen: «Sie haben uns angeboten, in der Unterkunft der Trainingsanlage zu schlafen und geben uns Essen mit nach Hause.»

Freuler hat sich mit dem Leben in der Sperrzone so gut wie möglich arrangiert: «Garage, Trainingsplatz, Garage, Wohnung.» Für jede Fahrt ins Trainingszentrum der Bergamasken benötigt er die nötigen Dokumente. «Ohne spezielle Genehmigung der Polizei fährt niemand mehr in eine andere Stadt.»

Das Ausmass des Chaos ist erkannt

Den rigiden Kurs der Behörden trägt Freuler mit: «Zuvor handelten sie zu wenig konsequent. Irgendwann muss man die Reissleine ziehen.» Nach über 4-jährigem Engagement in der Serie A kennt Freuler den italienischen Krisenmechanismus. Mit etwas Verzögerung hätten nun alle die Dimension der Problematik erfasst und verstanden, «dass wir alle solidarisch handeln müssen».

Einen allzu weiten Ausblick will Freuler nicht wagen: «Ich male mir die unmittelbare Zukunft nicht im Detail aus. Aktuell überwiegt die Hoffnung auf eine spürbare Besserung. Erst danach müssen wir an neue Lösungen denken.» Bis zum 3. April ruht der Meisterschaftsbetrieb, bis sich die Pandemie womöglich abschwächt – aber davon geht derzeit kein Experte mehr aus. «Das ist zwar schade, aber der Sport muss in den Hintergrund rücken.»

Resultate

SRF zwei, «Champions League–Goool», 11.03.2020, 00:00 Uhr ; 

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