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Eklat um Bundesliga-Stürmer Plötzlich nicht mehr gefragt: Was Kruse durchmacht, kennt Voser

Wolfsburg stellt den früheren deutschen Nationalspieler Max Kruse kalt. Der SRF-Fussball-Experte Kay Voser verweist auf eine ganz schwierige Situation.

Der Lauf der Dinge auf Deutschlands Fussballrasen entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Schweizer Coach Urs Fischer ziert mit seinem Union Berlin gerade die Tabellenspitze der Bundesliga. Die Köpenicker sammelten in 6 Meisterschaftsspielen schon 14 Punkte, aber noch keine Niederlage.

Max Kruse erlebt dieses Hoch nur noch aus der Ferne: Der heute 34-Jährige verliess den Hauptstadt-Klub nach der Vorrunde 2021/22 und total 19 Toren in wettbewerbsübergreifend 45 Einsätzen überraschend. Er kehrte zu Wolfsburg zurück, wo er schon 2015 und 2016 aktiv gewesen war. Und während die Union gerade abhebt, ist ihre frühere Offensivkraft gehörig unter die Räder gekommen.

Der Trainer teilt aus – der Spieler bestreitet

Exakt 270 Minuten ist Kruses Bundesliga-Saison 2022/23 beim VfL alt – weitere Einsatzzeit wird für die Niedersachsen nicht mehr dazukommen. Gemäss Trainer Niko Kovac macht sein Schützling keine Partie mehr unter ihm. So nahm der Verantwortliche in den vergangenen Wochen «keine Impulse und keine konstruktive Mitarbeit» vom 14-fachen DFB-Nationalspieler mehr wahr. Schon gegen Frankfurt stand die Nummer 9 nicht mehr im Kader.

Der in Ungnade gefallene Spieler wies den Vorwurf mangelnder Identifikation mit dem Verein zurück und kündigte eine Fortsetzung seiner Karriere in Deutschlands höchster Spielklasse an. In einem auf seinem Instagram -Account am Sonntag veröffentlichten Video erklärte er, die Meinung seines Trainers zu respektieren. In eigenen Worten zeichnete er allerdings ein ganz anderes Bild von sich selbst:

Ich glaube, jeder, der mich kennt, weiss, ich habe nicht nur beim VfL Wolfsburg, sondern in den letzten zehn, zwölf Jahren, in denen ich Profifussball spiele, wenn ich auf dem Platz stand, immer alles gegeben für den Verein, für den ich gespielt habe.

Auch in der Schweiz ist es schon vorgekommen, dass allzu unbequeme Spieler unvermittelt auf dem Abstellgleis standen – wie etwa Veroljub Salatic bei GC oder Kay Voser beim FC Zürich. Der heutige SRF-Fussball-Experte musste vor knapp 5 Jahren kurz vor Vertragsende gehen, weil das Kader verjüngt werden sollte, und verabschiedete sich dann in die USA.

Voser nimmt den Coach in die Pflicht

Voser erinnert sich noch gut an seine Ausbootung und weiss deshalb, wie Kruse aktuell fühlt. «Klar, Sportler sind sich Rückschläge gewohnt. Doch im ersten Moment ist es ein Schock, wenn einem die Tür einfach zugeschlagen wird. Dann ist man einfach mal ratlos und verzweifelt.»

In den Augen von Voser dürften beide Parteien Fehler begangen haben. Doch der heute 35-Jährige bezieht auch klar Stellung: «Ein solcher Vorfall ist in erster Linie das Versagen eines Trainers oder dessen Führungsfähigkeit.»

Kruse, dessen Vertrag noch bis 2023 bei Wolfsburg läuft, darf aktuell mit der ersten Mannschaft mittrainieren. Erfahren Sie im Audio-Beitrag oben, welche Möglichkeiten der unerwünschte Spieler nun hat, und wie Eren Derdiyok einst auf seine Ausmusterung bei Hoffenheim reagiert hat.

Service zur Bundesliga

Radio SRF 1, Abendbulletin, 12.09.2022 18:45 Uhr ; 

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