Gleich vier Schweizer Teams stehen im Europacup vor der letzten Quali-Hürde. Während sich Servette mit Chelsea ein nomineller Übergegner in den Weg stellt, kommt es beim restlichen Trio zu einer kuriosen Gemeinsamkeit: YB, Lugano und St. Gallen stellen sich jeweils Konkurrenten aus der Türkei in den Weg. Super League oder Süper Lig – wer hat am Ende die Nase vorne?
Einer, der die Kräfteverhältnisse einschätzen kann, ist Fidan Aliti. Der 30-jährige Schweizer Verteidiger mit Wurzeln im Kosovo absolvierte 112 Partien in der Super League. Fast alle davon für den FC Zürich, bei dessen Meister-Equipe 2021/22 er unumstrittener Stammspieler war. Seit letztem Sommer steht er bei Alanyaspor unter Vertrag, wo Aliti seine Position ebenfalls auf sicher hat.
Champions League: YB – Galatasaray
Ein nominell härteres Los hätten die Young Boys kaum erwischen können. Über 210 Millionen Euro ist das «Gala»-Kader laut transfermarkt.de wert. Darunter befinden sich Superstars wie Baris Alper Yilmaz, Mauro Icardi, Wilfried Zaha oder Hakim Ziyech. Und doch gab es für die Equipe aus Istanbul zum Auftakt einen harten Dämpfer: Im Supercup unterlag man Besiktas gleich 0:5.
Aliti meint deshalb: «Es wird megaspannend. Sie sind nicht so gut gestartet. Klar, sie sind der Favorit. Auch wenn YB keinen guten Saisonstart hatte, ist eine Überraschung möglich. Galatasaray lebt sehr von der individuellen Qualität, jeder kleine Fehler wird ausgenutzt. Es ist aber nicht so, dass sie taktisch überragend spielen oder als Mannschaft kompakt agieren.»
Sein Tipp an YB: «So wenige Fehler wie möglich machen. Es ist Champions League, da braucht es 100 Prozent Fokus. Sie dürfen nicht mit Angst ins Spiel steigen. Wenn man gegen Galatasaray versucht, 90 Minuten nur zu verteidigen, hat man keine Chance.»
Europa League: Lugano – Besiktas
Dieses Duell gab es bereits letzte Saison in der Gruppenphase der Conference League. Auswärts im Tüpras Stadion drehte Lugano vor knapp 25'000 Zuschauern einen 0:2-Rückstand noch in den letzten 10 Minuten in einen 3:2-Erfolg. Zuhause unterlagen die Tessiner dann 0:2. Und diesmal?
«Besiktas hat wirklich gute Transfers gemacht – darunter Ciro Immobile. Sie sind sehr gut in Form, es wird sehr schwierig für Lugano.» Dem letztjährigen Rencontre misst Aliti keine grosse Bedeutung bei: «In diesem Jahr sind sie eine komplett neue Mannschaft. Im letzten Jahr hatten sie Probleme und Unruhe im Verein. Das hat sich nun geändert.»
Conference League: St. Gallen – Trabzonspor
Dass St. Gallen auf Trabzonspor trifft, liegt daran, dass die Equipe von der Schwarzmeerküste eine Etage höher gegen Rapid Wien den Kürzeren zog. Ist das ein Vorteil für den FCSG, Fidan Aliti? «Vielleicht ist es sogar ein Nachteil. Trabzonspor hat heisse Anhänger und viel Druck, dass sie international spielen. Sie gehören zu den Top-5-Klubs in der Türkei, sind aber nicht auf Augenhöhe mit Galatasaray und Besiktas.»
Gibt es aus Ostschweizer Sicht Hoffnung? «Wenn der FC St. Gallen seine Heimstärke ausnützt, hat er gute Chancen auf ein Weiterkommen.»
Wer hat nun am Ende die Nase vorne: Super League oder Süper Lig? Aliti bringt wenig Hoffnung für die Schweizer Europacup-Starter auf: «Ich glaube, dass sich am Ende die türkischen Klubs durchsetzen. Die individuelle Qualität ihrer Spieler ist einfach höher.»