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Porträtaufnahme von Peter Knäbel in einer Schweizer Trainingsjacke.
Legende: Ein Bild aus vergangenen Tagen Peter Knäbel arbeitete während 5 Jahren erfolgreich im Schweizer Verband. Keystone

Fussball allgemein Knäbel: «Ich laufe im Hamsterrad»

Mit dem Abgang beim SFV hatte Peter Knäbel auch eine Frauen-Nati verlassen, welcher er an der WM ein gutes Zeugnis ausstellen durfte. Der 48-Jährige selbst ist mittlerweile als Sportdirektor beim Hamburger SV einem rauen Wind ausgesetzt, der ihm aber bereits reiche Erfahrungen eingebracht hat.

Zur Person

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Peter Knäbel (48) ist seit Herbst 2014 HSV-Sportdirektor und dort für den Profibereich zuständig. Zuvor wirkte der gebürtige Westfale während 5 Jahren im SFV als technischer Direktor und oberster Ausbildner. In die Schweiz war er bereits 1998 gekommen. Seine erste Station war Winterthur, später zog er als Nachwuchsverantwortlicher weiter zum FCB.

Die Frauen-Nati ist zwar ausgeschieden, hat sich bei ihrer 1. WM-Teilnahme aber achtbar aus der Affäre gezogen. Auch Sie dürfen Lorbeeren dafür ernten.

Knäbel: Ich habe ein kleines Teilchen dazu beigetragen – wie verschiedene Leute vor und nach mir ebenso. Und ja: Es ist schon speziell, wenn ein wichtiger Teil deiner eigenen Ziele erreicht werden konnte.

Sie hatten während ihres 5-jährigen Wirkens beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) das A-Team der Frauen als Schwerpunktthema definiert.

Genau. Nach der U21-EM setzten wir konsequent auf das Männnerteam und parallel dazu auf die A-Auswahl der Frauen. Ich war bei jedem Spiel dabei und wollte wissen, wovon ich sprach.

Die Auswahl war überschaubar. So gesehen war die Verpflichtung von Martina kein Hexenwerk.
Autor: Peter Knäbel

Vor allem bei der Trainerauswahl bewiesen Sie einen guten Riecher. Was hat Sie an Martina Voss-Tecklenburg bei deren Verpflichtung im Jahr 2012 überzeugt?

Sie kam mit ihrem Mann direkt aus den Ferien zum Vorstellungsgespräch, das zeugt von grossem gegenseitigem Interesse. Ihr Pluspunkt war, dass sie bei den Spielerinnen viel Kraft und Ambitionen auslösen konnte. Sie hat sich voll und ganz auf die Schweiz eingelassen. Allerdings muss man auch anfügen, dass die Auswahl überschaubar war. So gesehen war ihre Verpflichtung kein Hexenwerk.

Es gibt nichts Schöneres, als sich auf höchstem Niveau neu erfinden zu können.
Autor: Peter Knäbel

Haben Sie bei Ihrer aktuellen Belastung als HSV-Manager überhaupt Zeit, die Frauen-WM zu verfolgen?

Kaum. Denn es ist schon so, dass all meine Aufmerksamkeit aktuell dem sehr komplexen Fall HSV gilt. Deshalb stelle ich nachts nicht den Wecker für die Spiele, selbst wenn das Interesse da wäre.

Es gilt die neue Saison aufzugleisen. Ist denn die alte schon verdaut?

Eine gute Frage: aber nein. Mir fehlte die Zeit, um mich darüber zu freuen, über eine unglaubliche Energieleistung von ganz vielen Leuten. Denn es gibt nichts Schöneres, als sich auf höchstem Niveau neu erfinden zu können. Klar zelebriert man dies nicht wie der Gewinn eines Meistertitels. Aber über eine solche Riesen-Challenge darf man sich gleichwohl von Herzen freuen. Dies allerdings kam bis jetzt zu kurz.

Sie sind seit dem 1. Oktober letzten Jahres im HSV-Stahlbad als Sportdirektor. Wie sehr sind Sie in den letzten knapp 9 Monaten gealtert?

Klar, ich laufe seither im Hamsterrad. Man ist pausenlos auf Sendung, egal, wo auf diesem Planeten. Und es braucht Nehmerqualitäten. Aber ich will mich nicht beklagen, ich habe mir dies selber ausgesucht. Zudem schlafe ich hervorragend. Allerdings treibe ich weniger Sport, was möglicherweise meinen Alterungsprozess beschleunigt hat. Dafür habe ich in dieser kurzen Zeit auch das Doppelte an Erfahrungen sammeln können.

Es war ein Eingeständnis, in dieser Konstellation zu wenig bewirken zu können.
Autor: Peter Knäbel

Welches war Ihr schwierigster Moment?

(Überlegt lange.) Es gab zwei Entscheide von enormer Tragweite. Jener, begleitet mit den meisten Zweifeln und Überlegungen fällte ich, als ich das Traineramt selbst übernommen hatte. Der schwierigste, aber in jenem Augenblick auch der klarste Entscheid war, den Trainer erneut zu wechseln, Anlauf zum bereits 4. Coach in einer Saison zu nehmen und mich dabei selbst zurückzunehmen.

Peter Knäbel streckt im Training den rechten Arm aus.
Legende: Nicht richtungsweisend Peter Knäbel gab nur ein kurzes Gastspiel als Übungsleiter. Keystone

Hatten Sie dabei das Gefühl, versagt zu haben?

Nein, darum ging es nicht. Klar, es war ein Eingeständnis, in dieser Konstellation zu wenig bewirken zu können. Zudem hat die Öffentlichkeit gefehlt, die diesen Entscheid mitgetragen hätte. Doch ich selbst habe mich extrem wohl gefühlt in meiner Rolle und war nicht überfordert.

Folglich ist ein Comeback an der Seitenlinie denkbar?

Das Intermezzo hat mich sicher nicht abgeschreckt. Schliesslich kommt es immer darauf an, in welcher Rolle man einer Sache am besten dienen kann. Die Rolle als Trainer interessiert mich nach wie vor. Aber in der Bundesliga sehe ich meine Funktion als Manager.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 22.06.15 01:10 Uhr

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