Es waren neue Töne, die Gianni Infantino im März, zu Beginn der Corona-Pandemie, in einem Interview mit der Gazzetta dello Sport anklingen liess. «Vielleicht können wir den Fussball reformieren, indem wir einen Schritt zurück machen. Weniger Turniere, dafür interessantere. Vielleicht weniger Teams, dafür grössere Ausgeglichenheit», hiess es da.
Manchmal ist weniger mehr. Relevante Spiele bringen dem Fussball mehr.
Für Reduktion war der Fifa-Präsident bis dahin nicht unbedingt bekannt gewesen. Schon in seiner Zeit bei der Uefa setzte er sich für 24 statt 16 teilnahmeberechtigte Teams an der EM ein. Die Erweiterung des WM-Felds von 32 auf 48 Mannschaften, die ab 2026 umgesetzt wird, wurde ebenfalls harsch kritisiert. Die Fifa könne den Hals nicht voll genug kriegen, es finde eine sportliche Verwässerung statt, so der Vorwurf.
Klub-WM als Mehrwert
In der SRF-Sendung «Gredig direkt» vom Donnerstagabend erklärte Infantino den Sinneswandel. «Manchmal ist weniger mehr. Relevante Spiele bringen dem Fussball mehr.» Das habe man etwa bei der Champions League gesehen, als man die Anzahl der Spieltage reduziert habe.
Die neue Klub-WM mit 24 Teams, deren erstmalige Austragung ursprünglich für Sommer 2021 vorgesehen war, preist Infantino im Vergleich zum abgeschafften Confederations Cup als solchen Mehrwert an – ein Plus an Qualität bei weniger Spielen.
«Geld geht zurück in den Fussball»
Vom Credo, die Fifa-Einnahmen stetig zu steigern, kommt Infantino jedoch nicht ab. «Es ist keine Schande, Geld zu verdienen. Die Champions League oder die Premier League verdienen viel mehr als die Fifa. Aber heute geht das Geld zurück in den Fussball», so der Walliser. Korruption in den Reihen des Weltfussballverbands gehöre der Vergangenheit an.
Suche nach Normalität in der Krise
Im Umgang mit Corona hält Infantino drastische Massnahmen aufgrund der steigenden Fallzahlen für wenig sinnvoll. Schreckensszenarien wie den Abbruch laufender Meisterschaften will er nicht an die Wand malen. «Fussball wird auch in den nächsten Wochen und Monaten eine grosse Rolle spielen. Wir müssen ja nach der Krise wieder in eine Normalität zurückfinden.» Es gelte, Ruhe zu bewahren und den betroffenen Klubs gezielt zu helfen.
Am Rande des Gesprächs äusserte sich Infantino auch zu Gerüchten über eine europäische Superliga mit 18 Teams, die Mitte Woche in englischen Medien die Runde gemacht hatten. «Ich beteilige mich nicht an Spekulationen. Aber die Fifa ist sicher nicht involviert», stellte der 50-Jährige klar.