Zum Inhalt springen

Kaderschnitt nach Europa-Out? Zu viele Juwelen für den Diamanten: Wer muss bei YB gehen?

Nach dem europäischen Out ist das Kader der Young Boys zu gross – vor allem im Mittelfeld. Doch wer soll gehen?

«Fussball ist manchmal brutal, heute war er brutal zu uns», bedauerte Steve von Bergen das YB-Out in den Playoffs der Conference League. Wie Trainer Raphael Wicky wollte auch er dem Team nicht gross Vorwürfe machen. Vielmehr zog der langjährige Verteidiger der Young Boys auch Positives daraus: «Mental wird uns dieses Spiel in dieser Saison helfen.»

Gegen Anderlecht, dem wohl schwersten Los auf dieser Stufe, darf man als Schweizer Vertreter ausscheiden. Und auch finanziell bringen die verpassten Auftritte auf europäischer Ebene – sie wären mindestens 6 Millionen Franken wert gewesen – den Klub aus der Hauptstadt nicht in die Bredouille. Zu nahrhaft waren die Ablösesummen für Wilfried Kanga und Jordan Siebatcheu.

Doch was unter dem Strich bleibt: Für 6 Partien weniger als von der Klubleitung um Christoph Spycher budgetiert weist YB ein Kader von satten 31 Spielern auf. Konkurrenzkampf schön und gut, doch eine derart aufgeblähte Truppe droht, unter diesen Umständen zu explodieren. Die einzige Lösung: ein kleiner, feiner Kaderschnitt. Doch wer soll, will, kann, muss gehen?

Ungeschliffener Diamant: 7 Spieler für 3 Positionen

Besonders unter Beobachtung kommt die unter Wicky installierte Raute im Mittelfeld. Das System wird im Englischen der Form wegen auch «Diamond» genannt. Exklusiv für die Meisterschaft und hin und wieder eine Cup-Begegnung ist die Anzahl an Mittelfeld-Juwelen indes zu gross.

Auf der defensiven Position der Raute ist Cheikh Niasse gesetzt. Um die übrigen 3 Stellen balgen sich Youngster Fabian Rieder, die Neuzugänge Filip Ugrinic, Kastriot Imeri sowie Donat Rrudhani und Christian Fassnacht, Nicolas Moumi Ngamaleu und Vincent Sierro. Bei etlichen anderen Super-League-Klubs würde wohl jeder Einzelne dieses Septetts einen Stammplatz auf sicher haben. Im zweiten Glied wartet bislang zudem noch Rückkehrer Alexandre Jankewitz. Man muss keinen Doktorabschluss in angewandter Mathematik sein Eigen nennen, um das Missverhältnis zu erkennen.

Fussballspieler auf der Bank
Legende: Kein Bankangestellter Kastriot Imeri hat YB kolportierte knapp 4 Millionen Franken gekostet. Freshfocus/Claudio De Capitani

Es ist zudem nicht damit zu rechnen, dass YB langfristig eine ähnliche Verletzungsmisere wie in der letzten Hinrunde erleidet. Gleich 14 Akteure fielen mehr oder weniger lange aus und trugen damit ihren Teil zur missglückten Saison des vorherigen Serienmeisters bei.

Besiktas-Angebot für Fassnacht war eine «Respektlosigkeit»

Ein Fassnacht-Abschied schien längst beschlossene Sache. Doch abermals verletzte sich der Nationalspieler zum unglücklichsten Moment. Die bisherigen Anfragen seien nicht «annähernd genügend» gewesen, so Von Bergen. Die Frage, ob er das Angebot, welches Besiktas unterbreitet hatte, gar als «Respektlosigkeit» betrachte, bejahte der YB-Sportchef. Rieder wiederum soll mindestens noch bis Saisonende in Bern bleiben. Das 20-jährige Talent unterschrieb kürzlich bis 2025.

«Falls wir gegen Anderlecht ausscheiden sollten, dann dürfte Bewegung ins Team kommen», hatte Von Bergen schon einmal prophylaktisch vor der Reise nach Brüssel gegenüber der Berner Zeitung angekündigt. Lange dauern dürfte es nicht mehr. Alle wichtigen Ligen schliessen ihre Transferfenster bis spätestens 2. September (Ausnahme ist Belgien, dort darf bis 6.9. transferiert werden).

Was macht man mit Mambimbi?

Während also die Transfer-Frage im Mittelfeld einigermassen delikat ist, bieten sich ganz vorne und hinten valable Optionen: Rohdiamant Felix Mambimbi spielt in den Überlegungen von Wicky gar keine Rolle mehr. In der Defensive hatten Quentin Maceiras und Aurèle Amenda zuletzt schlechte Karten, zumal mit Sandro Lauper ein weiterer Verteidiger verletzt fehlt. Das eine oder andere Leihgeschäft dürfte sich hier aufdrängen.

Es stehen Spycher und Von Bergen zweifellos spannende Tage bevor. Denn auch sie wissen: Nur ein geschliffener Diamant funkelt.

SRF zwei, sportlive, 25.8.22, 19:55 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel