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Legendäres Fussball-Stadion Mythos Wembley: Die Kathedrale des Fussballs wird 100

Nur wenige Sportstätten blicken auf eine solch bedeutende Geschichte zurück wie das Wembley. Nun wird das Stadion 100-jährig.

Als George Scorey auf seinem Pferd Billy thronte und die Massen vom Spielfeld drängte, dürfte dem Polizist kaum bewusst gewesen sein, welchen Mythos er dort begründete. Reinstes Chaos herrschte am 28. April 1923, als 200'000 Fans in die neue, jedoch völlig überfüllte Arena im Londoner Stadtteil Wembley geströmt waren, um den FA-Cup-Final zwischen West Ham und Bolton zu sehen.

Weil das Endspiel, die erste Partie im damals rund 120'000 Besucher fassenden Fussball-Tempel, erst angepfiffen werden konnte, nachdem die Zuschauer durch Scorey und seine Kollegen hinter die Auslinien befördert wurden, ging es als «White Horse Final» in die Annalen ein. Und das, obwohl Billy in Wahrheit grau war und lediglich auf den Fotos weiss erschien.

Legendäre Fussball-Momente

International ins Rampenlicht trat das Stadion erstmals 1948. Das Wembley war Schauplatz der Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele. Später sorgte im Nordwesten Londons wieder der Fussball für Furore. 1953 fügte Ungarns Nationalmannschaft den Engländern beim 6:3 die erste Niederlage auf heimischen Boden überhaupt zu. 1966 schoss Geoff Hurst im WM-Final gegen Deutschland das wohl berühmteste Tor der Fussball-Geschichte.

«Hammer to Fall» sang Freddie Mercury beim Live Aid, das 1985 zu Gunsten Afrikas stattfand. 18 Jahren später fielen sie dann tatsächlich, die berühmten Twin Towers des altehrwürdigen Stadions. Das in die Jahre gekommene Wembley musste einem Neubau Platz machen. Aus dem Stadion wurde eine moderne Arena mit über 90'000 Sitzplätzen.

Die Twin Towers.
Legende: Wahrzeichen des alten Wembley-Stadion Die Twin Towers. imago images/Colorsport

2007 öffnete der neue Tempel seine Tore und begrüsste die Fans mit einem über 130 Meter hohen Bogen und einem schliessbaren Dach. Die Geschichte mit grossen Fussballspielen ging weiter. So fand im neuen Wembley bislang zweimal der Champions-League-Final statt. Barcelona 2011 und Bayern München 2013 hiessen die Sieger der Königsklasse.

Im vergangenen Jahr taten es die Engländerinnen ihren Nationalmannschaftskollegen von 1966 gleich und holten sich einen grossen Titel im eigenen Land. Die Engländer triumphierten bei der EM. Und auch aus Schweizer Sicht hielt diese bedeutende Sportstätte grosse Momente fest. Beim Eröffnungsspiel der EM 1996 beispielsweise ringte die Schweiz dem Gastgeber im Wembley ein 1:1 ab.

100 Jahre sind mittlerweile vergangen, doch das Wembley ist mit der Zeit gegangen. Das Stadion wirkt jünger denn je und ist bereit, für weitere 100 Jahre Sport- und Unterhaltungs-Geschichte.

Radio SRF 1, Bulletin von 06:00 Uhr, 27.04.2023 ; 

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