Etwas mehr als 3 Jahre nach seinem Sieg in der Kampfwahl um das Amt des Fifa-Präsidenten ist Gianni Infantino am Mittwoch beim Kongress in Paris wiedergewählt worden. Der 49-jährige Walliser wurde per Akklamation bis 2023 in seinem Amt bestätigt. Gegenkandidaten hatte es keine gegeben.
Schon vorher stimmten alle Verbände zu
Am Dienstag hatte Infantino bei einem Treffen mit den Uefa-Delegierten auch die lückenlose Zustimmung von Fussball-Europa erhalten. Die Stimmen aus den 5 anderen Konföderationen hatte er schon zuvor auf sicher gehabt.
Die erleichterte Wiederwahl per Applaus war möglich geworden, nachdem der Fifa-Council am Montag eine entsprechende Statutenänderung beschlossen hatte.
Danke an die, die mich lieben und die, die mich hassen. Ich liebe alle heute.
Trotz des schon im Vorfeld absehbaren Entscheids zeigte sich Infantino sichtlich bewegt. Mit zittriger Stimme bedankte sich der alte und neue Fifa-Präsident bei den Anwesenden.
«Heute ist ein glücklicher Tag, heute ist ein Feiertag», so der Walliser. «Danke an alle, meine Familie, meine Freunde, die, die mich lieben und die, die mich hassen. Ich liebe alle heute.»
Grössere WM, neue Wettbewerbe
Infantino war im Februar 2016 vom Uefa-Generalsekretär zum Fifa-Chef aufgestiegen und hatte die Nachfolge von Joseph Blatter angetreten.
Als grösste Veränderung Infantinos gilt die Aufstockung von 32 auf 48 Mannschaften auf die WM-Endrunde 2026 hin. Daneben soll 2021 erstmals eine Klub-WM mit 24 Teams stattfinden.
Fifa finanziell stabilisiert
Der gelernte Rechtsanwalt hat in seiner ersten Amtsperiode ausserdem mit finanziellen Massnahmen auf sich aufmerksam gemacht. Die Fifa ist so reich wie nie zuvor. Im zurückliegenden Finanzzyklus von 2015 bis 2018 hat der Weltverband Rekordeinnahmen in der Höhe von 5,7 Milliarden Euro erzielt.
Kritik bleibt
Trotz dieser Erfolge hält die Kritik am «System Infantino» an. So bemängelt Ex-Fifa-Direktor Guido Tognoni seine Auftritte als «an den Statuten vorbei»: «Eigentlich wäre die Generalsekretärin operative Fifa-Chefin. Doch Gianni Infantino hat alle Macht an sich gerissen und geniesst das offensichtlich.»
Zweifel hat Tognoni an der von Infantino herausgestrichenen Transparenz: «Unter Transparenz verstehe ich, dass man weiss, wer sich für 49 Prozent der Fifa-Assets interessiert.» Der Bündner spricht einen (bislang gescheiterten) Plan an, wichtige Rechte an ein offenbar milliardenschweres, von Infantino aber nicht näher identifiziertes Konsortium zu verkaufen.
Sendebezug: Radio SRF 1, Mittagsbulletin, 05.06.19, 12:00 Uhr