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Vor 6 Jahren «Sete a um»: Brasiliens bitterstes Fussball-Kapitel

Das 1:7-Debakel gegen Deutschland im WM-Halbfinal 2014 war für Brasilien mehr als nur ein verlorenes Fussballspiel.

7:1 – «Sete a um». Längst ist dieser Begriff in Brasilien zu einer Metapher geworden. Grund dafür war ein Fussballspiel, das eigentlich alle Brasilianer am liebsten vergessen wollen.

Am Mittwoch jährt sich jener desaströse Abend im Mineirao-Stadion, als der WM-Rekord-Champion vom späteren Weltmeister Deutschland im Halbfinal in Grund und Boden gespielt wurde. Der Traum der Brasilianer, nach der unerwarteten Final-Niederlage 1950 endlich den WM-Titel im eigenen Land zu holen, wurde richtiggehend zerschlagen.

29 Minuten für ein «Massaker»

Thomas Müller, Miroslav Klose, Toni Kroos (2), Sami Khedira und Andre Schürrle (2) sorgten mit ihren Toren für eines der bittersten Kapitel in der Geschichte des brasilianischen Fussballs. Nach 29 Minuten stand es bereits 5:0 für die Deutschen.

«Historische Schande», «Deutsches Massaker», «Absurd» und «Monströs» waren nur einige der Pressestimmen am darauffolgenden Tag. «Niemand wird jemals vergessen. Wir sind für immer gebrandmarkt», sagte der ehemalige Mediensprecher der «Seleçao» damals.

«Inkompetenz, Arroganz und Ignoranz»

Das «Sete a um», das 7:1, ist vielmehr als geflügeltes Wort in den Sprachgebrauch der Brasilianer geflossen. «Es wurde Synonym für Inkompetenz, Arroganz und Ignoranz», schrieb der renommierte Journalist Sergio Xavier schon ein Jahr nach der Katastrophe in einer Kolumne.

Das Verhältnis der Brasilianer zum eigenen Nationalteam hatte sich bereits in den Jahren zuvor gewandelt. Liessen die WM-Triumphe 1958, 1962 und 1970 die grosse Mehrzahl der «Cariocas» noch vor Stolz fast platzen, so wurden die Titel 1994 und 2002 weit weniger berauschend «erarbeitet». Der grosse Glanz fehlte.

Mit dem Gewinn der Copa America hat die «Seleçao» zuletzt zwar wieder etwas Euphorie aufleben lassen. Die Nachwirkungen dieses denkwürdigen Halbfinals im Juli 2014 sind aber im Land auch 6 Jahre später weiterhin spürbar.

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