Der europäische Fussballverband Uefa hat im Hinblick auf die neue Saison eine Präzisierung vorgenommen. Geht ein Verteidiger mit seinem Verhalten das Risiko ein, den Ball mit Armen oder Händen abzuwehren oder abzulenken, so ist dies als Regelwidrigkeit zu taxieren. Sind die Arme nicht eng angelegt, kann dies also als unnatürliche Haltung oder Bewegung interpretiert werden. Die Absicht alleine ist also nicht mehr das entscheidende Kriterium.
In der 2. Runde der Super League wurde die neue Regelauslegung zweimal angewendet:
- Sion - YB (0:0): Nach einer Stunde erzielt Nicolas Moumi Ngamaleu das vermeintliche 1:0 für die Gäste. Doch der VAR meldet sich bei Schiedsrichter Alain Bieri. Weil Christian Fassnacht zuvor den Ball mit dem Arm berührt hat, wird das Tor annulliert.
- Servette - FCB (1:0): Referee Luca Piccolo taxiert ein Hands des Baslers Albian Hajdari im eigenen Strafraum als penaltywürdig. Alex Schalk erzielt vom Punkt den 1:0-Siegtreffer.
Bei FCB-Coach Ciriaco Sforza kochten auch nach Spielende die Emotionen hoch. Die NZZ zitiert den 50-Jährigen wie folgt: «Der Schiedsrichter hat mir nach dem Spiel gesagt, die linke Hand gehe zum Ball, dabei war die nicht einmal im Spiel. Entweder war er an einem anderen Match, oder ich verstehe nichts mehr von Fussball.»
England: 20 Penaltys in 25 Spielen
Auch in der englischen Premier League sorgt die neue Regelauslegung bei Handspielen im Strafraum für Gesprächsstoff. Die neue Handhabung töte den Fussball, wetterte Roy Hodgson schon am Samstag. Sein Team Crystal Palace hatte wegen eines Handspenaltys 1:2 gegen Everton verloren.
Es sollte an diesem Wochenende bei Weitem nicht die einzige Kritik bleiben. Nach der Partie Tottenham - Newcastle (1:1) wählte auch Steve Bruce deutliche Worte. «Das ist ein totaler Unsinn. Wir haben heute einen Penalty zugesprochen erhalten und müssten Freudensprünge machen. Wäre der Entscheid aber gegen uns gefallen, wäre ich am Boden zerstört», befand der Trainer der «Magpies».
Weil der Arm von Tottenhams Eric Dier ausgestreckt war, blieb dem Unparteiischen keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. In der Premier League sind in 25 Spielen bereits 20 Penaltys gepfiffen worden. Im Mutterland des Fussballs befürchtet man deshalb, man passe sich den anderen europäischen Ländern an.
In Italien gab es bereits letzte Saison einen neuen Penalty-Rekord (187 Elfmeter in 380 Partien). Und in Spanien siegte zuletzt Real Madrid dank einem umstrittenen Handspenalty 3:2 gegen Betis Sevilla. Der Schiedsrichter war durch den VAR auf die Szene aufmerksam gemacht worden. Betis-Coach Manuel Pellegrini reagierte heftig: «Penalty, Platzverweis, der VAR und Real zusammen ist zu viel des Guten.»