Von keiner Fussball-Grösse wird in Deutschland so ehrfürchtig gesprochen wie von Franz Beckenbauer. Der gebürtige Münchner wird wegen seiner Verdienste als Spieler und Trainer verehrt wie kein Zweiter. Beckenbauers Stellenwert zeigt sich auch an seinem Übernamen: der Kaiser. Diese Bezeichnung begleitet Beckenbauer, der am Freitag seinen 75. Geburtstag feiert, seit über 50 Jahren.
Den Libero neu erfunden
In ziemlich jeder Liste der besten Fussballer aller Zeiten nimmt Beckenbauer einen Rang in den Top 10 ein. Seine Art, wie er die Rolle des Liberos interpretierte, war einzigartig. «Der Franz» war dabei Abwehrchef, Ballverteiler und oft auch Mittelfeldmotor sowie Torschütze in einem.
Beckenbauer feierte als Spieler Erfolge en masse. Auf Klubebene gewann er mit den Bayern – für die er von 1964 bis 1977 bei den Profis spielte – vier deutsche Meisterschaften und dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Zudem wurde Beckenbauer Champion mit dem HSV (1982) sowie dreimal mit New York Cosmos in den USA.
Weltmeister als Spieler und Trainer
Auch mit der Nationalmannschaft gewann Beckenbauer Titel um Titel. Mit dem Kaiser holte Deutschland 1972/1974 das Double aus EM und WM. Beckenbauers Stern im DFB-Trikot war indes schon mit 20 Jahren an der WM 1966 in England aufgegangen. In seiner offensiv interpretierten Rolle als defensiver Mittelfeldspieler führte er Deutschland bis in den (unglücklich verlorenen) Final.
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Bild 1 von 9. Die Anfänge. Beckenbauer (im Bild ganz links) erlernt das Fussball-ABC beim SC 1906 München. Vor seinem 14. Geburtstag wechselt er in die Jugend-Abteilung von Bayern München. Bildquelle: imago images.
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Bild 2 von 9. Der Junior wird zum Profi. Nach einigen Jahren in der Jugendmannschaft beim FC Bayern München gelingt Beckenbauer im Sommer 1964 im Alter von 18 Jahren der Sprung zu den Profis. Eine sehr erfolgreiche Zeit beginnt. Bildquelle: imago images.
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Bild 3 von 9. Daheim im Olympiastadion. Von 1964 bis 1977 spielt Beckenbauer ununterbrochen für die Bayern (hier läuft er 1976 mit den Gladbachern Berti Vogts und Jupp Heynckes ins Olympiastadion ein). Mit den Bayern holt der Kaiser je 4 Meistertitel und Pokal-Triumphe, 3 Siege im Europapokal der Landesmeister sowie einen Triumph im Europapokal der Pokalsieger. Bildquelle: imago images.
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Bild 4 von 9. New York, New York. Nach fast 400 Bundesligaspielen für die Bayern geht Beckenbauer 1977 in die USA. In der North American Soccer League spielte er bei New York Cosmos zu Beginn mit Pelé zusammen und holt bis zu seinem 1. Abschied 1980 gleich 3 Mal den Titel. 1983 kommt Beckenbauer für ein Jahr zu Cosmos zurück und bestreitet am 12.09.1983 sein letztes Karriere-Spiel. Bildquelle: imago images.
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Bild 5 von 9. Zurück in der Bundesliga. Nach 3 Jahren in New York kehrt Beckenbauer für 2 Saisons zurück in die Bundesliga zum Hamburger SV. Mit dem HSV holt er 1982 seine 5. deutsche Meisterschaft. Bildquelle: imago images.
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Bild 6 von 9. Welt- und Europameister. Ebenso reich dekoriert wie seine Klub-Karriere ist Beckenbauers Nationalmannschafts-Laufbahn. Mit Deutschland gewinnt der Münchner 1972 die EM und 1974 die WM. Zudem wird Beckenbauer Vize-Weltmeister 1966, WM-Dritter 1970 und Vize-Europameister 1976. Bildquelle: imago images.
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Bild 7 von 9. Der Titel in Rom. Rund ein Jahr nach seinem Rücktritt als Spieler übernimmt Beckenbauer 1984 die DFB-Elf. Nach Platz 2 bei der WM 1986 und dem Halbfinal-Out bei der EM 1988 gelingt Deutschland mit Teamchef Beckenbauer 1990 der grosse Triumph. Dank einem Penalty-Tor von Andreas Brehme gewinnt Deutschland das WM-Endspiel in Rom gegen Argentinien mit 1:0. Bildquelle: imago images.
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Bild 8 von 9. Der Kaiser in Frankreich. In der Saison 1990/91 arbeitet Beckenbauer für Olympique Marseille (zunächst als Cheftrainer, später als technischer Direktor). Mit den Südfranzosen gewinnt der Kaiser die Meisterschaft und erreicht das Endspiel im Europapokal der Landesmeister. Bildquelle: imago images.
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Bild 9 von 9. Der Interims-Trainer. Im Anschluss an sein Marseille-Engagement wechselt Beckenbauer in den Vorstand der Bayern. Unter anderem ist er von 1994 bis 2009 Präsident. Zweimal hilft er als Interims-Trainer aus und holt 1994 die deutsche Meisterschaft (Bild) und 1996 den Uefa-Pokal. Bildquelle: imago images.
Der Übergang ins Trainerbusiness gelang Beckenbauer reibungslos. 1986, drei Jahre nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn, stand er mit Deutschland im WM-Final in Mexiko (Niederlage gegen Maradonas Argentinien). Vier Jahre später führte Beckenbauer die DFB-Elf gar zum Titelgewinn in Rom. Neben Beckenbauer konnten nur Mario Zagallo mit Brasilien und Didier Deschamps mit Frankreich die WM als Spieler und Coach gewinnen.
Von 1994 bis 2009 war Beckenbauer Präsident von Bayern München, seinem Herzensverein. Zweimal – Ende 1993 und 1996 – sprang er als Interims-Trainer ein – und gewann dabei standesgemäss eine Meisterschaft und den Uefa-Pokal.
Lichtgestalt im Schatten
Als eine seiner grössten Errungenschaften nannte Beckenbauer die WM 2006, die er als OK-Chef nach Deutschland geholt hatte und die als «Sommermärchen» zum Grosserfolg wurde. Aus dieser Zeit stammte indes auch eine dubiose Zahlung über 10 Millionen Schweizer Franken, die Beckenbauer in ein schlechtes Licht rückte und die Justiz auf den Plan rief. Im April 2020 verjährte jene Zahlung jedoch, bevor ein Urteil gesprochen werden konnte.