Das Coronavirus wirbelt den Fussball in Deutschland durcheinander. Bis Ende April pausiert die Bundesliga. Ob es danach weitergeht, steht weiter in den Sternen. Das Stadion des BVB wurde temporär zum Behandlungszentrum umfunktioniert.
Trainer Lucien Favre und seine Spieler halten sich fern und trainieren auf individueller Basis im Trainingszentrum. «Wir arbeiten auf 4 Plätzen unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften. Geduscht wird zu Hause», erzählt Favre gegenüber Keystone-SDA .
Bald 4 Wochen liegt die letzte Partie zurück – das CL-Out gegen PSG (0:2). Die Analyse jenes Abends im leeren Parc des Princes behält der Westschweizer lieber für sich. Ihn beschäftigt derzeit wie Millionen anderer Bürger das weltumspannende Thema. «Es ist unglaublich, was alles passiert.» Angst vor einer eigenen Infektion und den möglichen Folgen hat der 62-Jährige nicht. «Wegen mir muss sich niemand Sorgen machen. Aber klar, meine Frau und ich passen auf. Wir bleiben so oft wie möglich in unserer Wohnung.»
Wenn ich an Indien denke, dann relativiert sich sehr viel.
Er lobt die Haltung der Profis: «Sie machen sehr gut mit.» Jeder habe den Ernst der Lage erfasst, keiner beklage sich. «Man muss die Richtlinien akzeptieren. Jeder sollte vernünftig und diszipliniert sein.» Im Hinterkopf natürlich stets das Szenario, «dass es irgendwann wieder weitergeht. Es könnte sogar sein, dass wir jeden 3. Tag spielen – mit einem Kaltstart.»
Noch haben solche Planspiele wenig Platz in seinem Alltag. Die globale Nachrichtenlage ist zu erdrückend. «Wenn ich die Probleme der Italiener, Spanier und Amerikaner sehe, wenn ich an Indien denke, dann relativiert sich sehr viel.»
Vergessen wir trotz Corona-Krise nicht, was auf Lesbos passiert.
Das Schicksal der Menschen, die von Corona hart getroffen und an den Rand des Ruins gedrängt werden, geht dem BVB-Trainer nahe. Grössten Respekt habe er vor den Angestellten in den Krankenhäusern, «die sich Tag und Nacht für uns alle aufopfern».
Und dann will Favre noch über etwas anderes reden, das ihn seit langer Zeit beschäftigt. «Vergessen wir trotz Corona-Krise nicht, was seit Wochen auf Lesbos passiert: eine humanitäre Tragödie! Verlassene Flüchtlingskinder, Geschwächte, die dringend mehr Hilfe benötigen.» Er mache sich grosse Sorgen und überlege sich, etwas in eigener Initiative zu unternehmen, so Favre. «Das kann niemanden unberührt lassen.»