Die Absichten der Uefa hinter der Einführung der Conference League waren klar: Nebst neuen Kommerzialisierungsmöglichkeiten für den Verband sollte der Wettbewerb jenen Teams eine Chance auf internationalen Fussball bieten, die ansonsten im europäischen Geschäft bisher kaum eine Rolle gespielt haben. Ein finanzieller Trostpreis für die Kleinen im Konzert der Grossen.
Ein kongruentes Teilnehmerfeld
So kassieren die Klubs in den Qualirunden der Conference League gar mehr Fixprämien als jene in der Europa League. Doch bereits in der K.o.-Phase unterscheiden sich die beiden Wettbewerbe kaum mehr voneinander – von den Prämien ausgenommen, die sich nun zugunsten der Europa-League-Teilnehmer verschoben haben.
Das Teilnehmerfeld besteht in beiden Fällen aus erweiterten Spitzenklubs der europäischen Top-Ligen sowie sportlich kompetitiven Meistermannschaften aus weniger bekannten Ligen.
Ein Blick auf das Teilnehmerfeld in den Halbfinals der beiden Wettbewerben unterstreicht diese Theorie. Bereits in der ersten Austragung weisen die vier Klubs der Conference League zusammen gemäss Transfermarkt einen deutlich höheren Marktwert auf als jene vier verbleibenden Klubs aus der Europa League:
Conference League | Marktwert |
Feyenoord Rotterdam | 134 Mio. Euro |
Olympique Marseille | 252 Mio. Euro |
AS Roma | 369 Mio. Euro |
Leicester City | 514 Mio. Euro |
Total | 1'269 Mio. Euro |
Europa League | Marktwert |
Glasgow Rangers | 132 Mio. Euro |
Eintracht Frankfurt | 199 Mio. Euro |
West Ham United | 348 Mio. Euro |
RB Leipzig | 465 Mio. Euro |
Total | 1'144 Mio. Euro |
Vergleicht man weiter die nationalen Platzierungen der Klubs zum Zeitpunkt, als der Halbfinal-Einzug feststand, bestätigt sich die These der Homogenität der beiden Wettbewerbe. Während die Vertreter aus der Conference League summiert einen 19. Platz ausweisen, liegen die Klubs aus der Europa League zusammengezählt gar zwei Plätze (21.) dahinter.
Der Vergleich funktioniert allerdings nur, wenn man die Top-5-Ligen (mit je 3 Vertretern) sportlich einander gleichsetzt und weiter davon ausgeht, dass die schottische Premiership (Glasgow Rangers) im Bereich der Top-Klubs mit jener aus der niederländischen Eredivisie (Feyenoord Rotterdam) zu vergleichen ist.
Klubs Conference League | Tabellenrang (14.4.) | Liga |
Feyenoord Rotterdam | 3. | Eredivisie |
Olympique Marseille | 2. | Ligue 1 |
AS Roma | 5. | Serie A |
Leicester City | 9. | Premier League |
Total | 19. | 3x Top-5-Liga |
Klubs Europa League | Tabellenrang (14.4.) | Liga |
Glasgow Rangers | 2. | Premiership |
Eintracht Frankfurt | 9. | Bundesliga |
West Ham United | 6. | Premier League |
RB Leipzig | 4. | Bundesliga |
Total | 21. | 3x Top-5-Liga |
Es bleiben Fragen
Steuert die Uefa damit bereits im Premierenjahr der Conference League auf ein künftiges Problem zu? Avanciert der kleine Bruder nämlich bald schon zur Konkurrenz für die Europa League? Und wie gehen die Conference-League-Klubs damit um, wenn sich ihre Gegner aus sportlicher Sicht nicht von jenen in der Europa League unterscheiden, sie aber bei einem Weiterkommen tiefere Prämien einfahren?
Eines ist klar: Den Fussballfans in Europa stehen in den nächsten Wochen nicht nur aus sportlicher Sicht zwei spannende Endphasen in den kleineren Uefa-Wettbewerben bevor.