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Ex-Nati-Spieler im Interview Sutter: «Mein Körper sagt mir, dass es langsam genug ist»

Von 2004 bis 2017 spielte Scott Sutter in der Super League für GC, YB und den FCZ. Seither stand der gebürtige Engländer in der nordamerikanischen Profiliga MLS bei Orlando und Vancouver unter Vertrag. Aktuell hält sich der zweifache Schweizer Internationale und frischgebackene Vater in den USA auf. Wir haben mit dem 33-Jährigen über die Corona-Krise und seine sportliche Situation gesprochen.

SRF Sport: Scott Sutter, wo erreichen wir Sie gerade?

Scott Sutter: Wir sind in Orlando, Florida. Es ist alles ein bisschen aussergewöhnlich. Niemand weiss so genau, wie das alles weitergeht. Es ist für jeden sehr unangenehm. Meine Frau und ich haben einen sechs Wochen alten Sohn, da ist vieles recht unklar. Das macht schon ein bisschen Angst.

Es wäre für Sie ja jetzt der Zeitpunkt, so richtig glücklich zu sein. Gleichzeitig macht man sich wegen der Corona-Krise sicher Sorgen.

Obwohl es eine sehr unangenehme Situation ist, ist es auch der perfekte Zeitpunkt, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Wenn ich jetzt noch am Spielen wäre und ich müsste jede zweite Woche irgendwohin fliegen, dann könnte ich diese spezielle Zeit mit meiner Frau und dem Kind nicht nutzen. Aus diesem Blickwinkel ist es natürlich schön. Wir nehmen es positiv.

Florida wird bald das neue Epizentrum des Coronavirus sein. Es gibt hier sehr viele ältere Leute.

Wie sieht denn die Situation aktuell in Orlando aus?

Man ist immer noch relativ flexibel. Jeder Staat in den USA ist anders. Unser Gouverneur in Florida hat recht lange gebraucht, bis er die Anordnung erlassen hat, dass man zuhause bleiben soll. Er war recht in der Kritik, weil er so lange gebraucht hat. Florida wird bald das neue Epizentrum des Coronavirus sein. Es gibt hier sehr viele ältere Leute.

In den sozialen Medien haben Sie immer wieder Kritik an US-Präsident Donald Trump geäussert ...

Wir haben hier mit Donald Trump jemanden, der an vorderster Front steht und Sachen erzählt, die überhaupt nichts mit der aktuellen Lage zu tun haben. Positiv ist immerhin, dass langsam klar wird, dass Trump nicht fähig ist, ein solches Land zu führen. Im Moment können wir nichts daran ändern. Aber ich hoffe, dass die Amerikaner bei der Wahl richtig entscheiden. Es muss sich etwas ändern. Wir haben jetzt gesehen, dass er nicht fähig ist.

Auch Ihre sportliche Situation ist unklar. Bis Ende letzter Saison haben Sie bei Vancouver gespielt. Jetzt sind Sie zurückgezogen nach Orlando, wo sie vorher gespielt haben. Wie sehen Sie Ihre sportliche Zukunft?

Es ist derzeit ein bisschen schwierig, etwas zu suchen. Zudem bin ich selber nicht sicher, ob ich noch ein Jahr spielen will oder nicht. Ich würde lieber in den Coaching-Bereich einsteigen, als noch einmal ein Jahr zu spielen. Mein Körper sagt mir, dass es langsam genug ist. Aber ich schliesse auch nicht aus, dass wir im Sommer zurück in die Schweiz kommen und dann weiterschauen.

Wenn Christoph Spycher von den Young Boys kommt und sagt, wir brauchen noch einen zweiten Aussenverteidiger, dann würde ich das sicher annehmen.

Falls Sie weiterspielen würden, könnten Sie also nicht sagen, ob das in den USA oder in der Schweiz wäre?

Wenn etwas kommt und es passen würde, dann würde ich sicher noch ein Jahr spielen, ob jetzt in der MLS oder auch in der Schweiz. Wenn Christoph Spycher von den Young Boys kommt und sagt, wir brauchen noch einen zweiten Aussenverteidiger, dann würde ich das sicher annehmen. Derzeit hat das aber nicht Priorität.

Im Moment ist es wegen der Corona-Krise sicher besonders schwierig, weil ja gar nichts läuft …

Niemand weiss so genau, wie es weitergeht, und ob die Saison überhaupt fortgesetzt wird. In Europa ist es genau das Gleiche. Es ist gerade kein guter Zeitpunkt, einen Job zu suchen.

Haben Sie noch Kontakt mit Ihren ehemaligen Mitspielern in der Schweiz?

Loris Benito, der bei Bordeaux spielt, ist einer meiner besten Kollegen. Wir haben regelmässig Kontakt. Auch Marco Wölfli von YB ist ein guter Freund. Wir haben zusammen einen Gruppenchat, auch mit ehemaligen Spielern wie Steve von Bergen oder Sportchef Spycher.

Falls es in der Super League noch weitergehen sollte. Würde es YB noch schaffen, St. Gallen noch einzuholen?

Ich glaube schon, dass YB stark genug wäre, das aufzuholen und dass sie wieder Meister werden würden.

SRF zwei, sportflash, 04.04.20, 20:00 Uhr ; 

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