Internationale Ligen - «Hut ab, Monsieur» – Frankreich liegt Favre zu Füssen

Lucien Favre befindet sich mit Nizza auf einem nicht enden wollenden Höhenflug. Das wird in Frankreich auch zunehmend denjenigen bewusst, die anfangs Zweifel gehegt hatten.

Nach der 11. Runde der Ligue 1 wurde Lucien Favre von der L'Équipe jüngst zum dritten Mal ins Team der Runde berufen. Vor Saisonbeginn hatte die renommierte französische Sportzeitung noch getitelt: «Wer ist Lucien Favre?»

Mittlerweile ist der Nizza-Trainer in Frankreich in aller Munde. Favres Team, das vor der neuen Spielzeit höchstens als Aussenseiter gegolten hat, ist noch ungeschlagen und führt die Tabelle mit 6 Punkten Vorsprung auf Liga-Krösus PSG an.

Eine Einheit geformt

Dass Favre in Nizza derart erfolgreich sein kann, hätten ihm – zumindest in Frankreich – wohl wenige zugetraut. Sein Vorgänger Claude Puel hatte das Team im Vorjahr auf Platz 4 geführt und den Klub dann auf dem scheinbaren Höhepunkt in Richtung Southampton verlassen. Zahlreiche Schlüsselspieler taten es ihm gleich.

Favre und Nizza ist mehr als eine Sommeridylle.

«Le Temps»

Aber Favre nahm die Herausforderung an. Dem Vernehmen nach hätte der 58-Jährige zahlreiche andere Angebote gehabt. Aber der Romand entschied sich für ein Engagement an der Côte d'Azur. Ob junge Talente wie den erst 17-jährigen Malang Sarr, Routiniers wie Abwehrspieler Dante oder «Problemkinder» wie Mario Balotelli – Favre ist es gelungen, aus Nizza innert kurzer Zeit eine Einheit zu formen.

«Schwachstellen gesucht, aber keine gefunden»

Die französischen Medien sind von Favres Mannschaft begeistert. «Herausragend» sei die Leistung von Nizza, schrieb beispielsweise die L’Equipe . Und Le Temps titelte selbst nach dem schwachen Start in der Europa League, «Favre und Nizza ist mehr als eine Sommeridylle».

Lob gab es für den erfolgreichen Schweizer Trainer auch von Raymond Domenech. In seiner Kolumne schrieb der ehemalige Nationaltrainer Frankreichs:

• «Ich habe nach Schwachstellen gesucht und geforscht, konnte aber nichts finden. Gegen alle Widrigkeiten hat Favre aus Balotelli wieder einen grossen europäischen Stürmer gemacht. Er hat sich nie über Abgänge beschwert oder über beschränkte Mittel. Hut ab, Monsieur Favre!»

Europa League trübt Bilanz

Einen kleiner Tolggen im Reinheft hat Favres bisherige Bilanz aber. Nach 3 Niederlagen in 4 Spielen sind die Aussichten auf ein Weiterkommen in der Europa League keineswegs rosig. Sollte die Doppelbelastung aber bereits im Winter zu Ende sein, könnte das der Mannschaft in der Ligue 1 nur zu Gute kommen.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 03.11.2016, 18:50 Uhr.