Kaum einmal sieht man sie gemeinsam auf dem Platz, trotzdem bilden «i svizzeri» den heimlichen Gravitationspunkt von Napolis Spiel: Der magistrale Strippenzieher Gökhan Inler, sein «Alter Ego» und Dauerkonkurrent Blerim Dzemaili und «il guerriero» Valon Behrami, der es - in der Deutschschweiz oft unter dem medialen Radar fliegend - in Neapel zum Führungsspieler gebracht hat.
«Bruderstreit» zwischen Inler und Dzemaili
Eine Personalie, die die Gemüter am Vesuv (und auch nördlich der Alpen) in grosser Regelmässigkeit zum Brodeln bringt, ist der «Bruderstreit» zwischen Gökhan Inler und Blerim Dzemaili. Noch im letzten Frühling schien Inlers Zeit in Süditalien abgelaufen, Kritiker befanden seine Spielweise für zu «vertikal».
Eine Einschätzung, die Trainer Walter Mazzarri mutmasslich teilte und Inlers ungleich offensiver ausgerichtetem Landsmann Blerim Dzemaili den Vorzug gab. Dieser hatte mit 6 Toren in den letzten 9 Runden massgeblichen Anteil an Napolis CL-Quali. Inlers feine Spielverlagerungen und Rhythmuswechsel fielen nur noch Fussball-Ästheten ins Auge.
Die Wiedergeburt des Gökhan Inler
Spekuliert wurde gar über den baldigen Abgang des Nati-Captains, doch es kam anders: Trainer Mazzarri wurde von Inter Mailand abgeworben, an seine Stelle trat Rafael Benitez - mit dem Spanier wurden die Karten neu gemischt.
In der neuen Saison schwingt das Pendel deutlich zu Gunsten von Inler aus: Der Oltner absolvierte bislang knappe 1'500 Minuten auf dem Platz, in Liga und Champions League gehört er zu den absoluten Stammkräften. Zum Vergleich: Rivale Dzemaili kommt gerade Mal auf 650 Minuten.
Zum Statist wurde der ehemalige FCZ-Regisseur indes nicht degradiert, der Schweizer mit albanischen Wurzeln gehört zur erweiterten 1. Mannschaft. Sofern Inler keine zweite Karriere als Flügelläufer anstrebt oder aber Dzemaili dem slowakischen Spielmacher Marek Hamsik den Rang abläuft, dürften die beiden auch weiterhin nur sporadisch gemeinsam auf dem Platz stehen.
Behrami, ein wahrer Neapolitaner
In Neapel gehört Valon Behrami längst zu den Publikumslieblingen. Mit seiner feurigen Spielweise bringt der Defensiv-Krieger die 70'000 Zuschauer im Sao Paolo zur Verzückung; was auch damit zu tun haben mag, dass die Neapolitaner den Märtyrer jederzeit dem Imperator vorziehen - und niemand so schön leidet wie Behrami.
Dieser scheint in Neapel sein natürliches Biotop gefunden zu haben - ob ihm dereinst auch in der Deutschschweiz ähnliche Anerkennung zu Teil wird, ist fraglich. Fest steht: Solange der unverzichtbare Schweiz-Kosovare in Süditalien weilt, werden Inler und Dzemaili nur ausnahmsweise nebeneinander auflaufen.