SRF Sport: Yvon Mvogo, Platz 3 nach 12 Spielen, Stammtorhüter und erst eine Niederlage, besser kann es kaum laufen, oder?
Yvon Mvogo: Momentan läuft es perfekt, ja. Bis auf die Niederlage in Lens (2:5, Anm. der Red.) war es ein super Saisonstart. Wir hoffen natürlich, dass es so weitergeht.
Haben Sie geglaubt, dass Sie mit Lorient vorne mitspielen können?
Es geht nach wie vor darum, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten. Es gibt 4 Absteiger. Wir wollen unsere Form nutzen, um möglichst viele Punkte zu gewinnen, damit wir in der Liga bleiben. Erst wenn wir dieses Ziel erreicht haben, können wir andere Ziele ins Visier nehmen.
Egal, ob man gewinnt oder verliert, man spürt die Unterstützung der Fans.
Welche Rolle spielt Ihr Trainer Régis Le Bris beim Höhenflug von Lorient?
Er weiss genau, was zu tun und zu sagen ist, damit sich jeder wohlfühlt. Er ist auch der Hauptgrund, weshalb ich zu Lorient gewechselt habe. Ich hatte mit ihm im Sommer ein super Gespräch. Ich fühlte sofort, dass ich hier Spass haben werde.
Wie ist es denn überhaupt zum Wechsel nach Lorient gekommen? Das ist nicht gerade die bekannteste Adresse in den 5 Topligen ...
Müssen Sie jetzt mehr Fisch essen? Als Küstenstadt in der Bretagne trägt Lorient den Seehecht im Logo, die Mannschaft wird entsprechend «Les Merlus» genannt ...
(lacht) Ich hatte Fisch schon immer gemocht, aber jetzt esse ich noch mehr, sonst kriege ich wohl Probleme.
Was können Sie über die Fans sagen?
Egal, ob man gewinnt oder verliert, man spürt die Unterstützung der Fans. Es fühlt sich sehr familiär an. So macht es Spass, auf dem Platz für den Klub zu kämpfen.
Für mich spielt der Gegner nicht wirklich eine Rolle.
Hatten Sie vor dem Wechsel auch noch mit Jonas Omlin Kontakt, der bei Montpellier spielt?
Ich hatte mich schon früher mit Jonas über das Niveau in Frankreich ausgetauscht. Aber ich habe mich nicht speziell nach der Ligue 1 oder Lorient erkundigt. Als Welscher habe ich die Ligue 1 mehr verfolgt als die Bundesliga. Ich kannte mich daher schon ziemlich gut aus.
Sie hatten auch andere Angebote von Klubs vorliegen, die europäisch spielen. Wollten Sie nach den Stationen in Leipzig und Eindhoven nun aber auf Nummer sicher gehen?
Mussten Sie Ihr Torhüterspiel in der Ligue 1 anpassen?
Schwierig zu sagen. Zur niederländischen Eredivisie gibt es einen deutlichen Unterschied, da es mehr als nur 3, 4 Klubs gibt, die Champions-League-Qualität haben. Hier gibt es viel mehr starke Teams. Es ist auch sehr, sehr physisch. Jedes Team will Fussball spielen. Wenn man in ein Spiel geht, weiss man nie, wie es herauskommen wird.
Kein anderes Team in den Top 5 hat schon 16 Gegentore gekriegt. Liegt das vor allem an der Niederlage in Lens (5 Gegentreffer) oder muss die Defensive noch stabiler werden?
Ich denke, wir haben nicht die schlechteste Defensive der Liga, sondern eine der besten. Aber die Niederlage in Lens hat schon sehr geschmerzt. 5 Gegentore sind einfach zu viel. Ansonsten waren wir ziemlich stabil, aber klar, man kann sich immer verbessern.
An diesem Wochenende geht es gegen Nizza, danach wartet Paris St-Germain. Sind das die Termine, die man sich im Kalender dick anstreicht?
Für mich spielt der Gegner nicht wirklich eine Rolle, ich muss auch in allen anderen Partien genauso gut vorbereitet und fokussiert sein wie gegen diese Teams. Deswegen macht es für mich keinen grossen Unterschied.
Kann es sein, dass für die Fans die Partien gegen die Lokalrivalen in der Bretagne wie Brest und Rennes sowieso wichtiger sind als die Partien gegen die Topklubs?
Am 24. November spielt die Schweiz an der WM in Katar zum Auftakt gegen Ihr Geburtsland Kamerun. Mit Yvon Mvogo zwischen den Pfosten?
(lacht) Ich hoffe es. Ich tue alles dafür, dass ich dort dabei sein kann. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich dort dabei sein könnte. Deshalb bin ich auch hierher gekommen, damit ich einen Stammplatz in einer Topliga habe und sich meine Chancen verbessern.
Man wünscht keinem Konkurrenten eine Verletzung. Wie war es aber für Sie, als Sie mitgekriegt haben, dass Yann Sommer und Jonas Omlin mit Blessuren zu kämpfen haben und Ihre Chancen auf eine WM-Teilnahme plötzlich gestiegen sind?
Ich mag einfach faire Kämpfe. Es tut mir sehr leid für die beiden, dass sie sich verletzt haben. Es sind beides Supertypen, mit denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe. Ich hoffe, dass es bei beiden nicht so schlimm ist. Ich versuche meine Chancen zu verbessern, indem ich jeden Tag in jedem Training und jedem Spiel Gas gebe.
Das Gespräch führte Daniel Bossi.