Die Chancen stehen gut, dass der VfL Bochum 11 Jahre nach dem Abstieg in die Zweitklassigkeit ins deutsche Oberhaus zurückkehrt. 3 Partien hat der Tabellenführer der 2. Bundesliga noch vor sich, 7 Punkte beträgt der Vorsprung auf Holstein Kiel, das aktuell auf Platz 3 und somit dem Relegationsplatz liegt.
Wir können nur noch Helden oder Deppen werden. Etwas dazwischen gibt es nicht.
Weil die Kieler aber noch 2 Nachholpartien bestreiten, ist der Bochumer Aufstieg noch keineswegs unter Dach und Fach. Das weiss auch Ilja Kaenzig, der seit 2018 beim VfL als Sprecher der Geschäftsführung (hierzulande CEO) amtet.
«Die Entscheidung fällt wohl erst am allerletzten Spieltag. Es wird sehr, sehr eng», so der Luzerner. Die Erwartungen seien aufgrund des positiven Saisonverlaufs stetig gewachsen, schildert Kaenzig. «Der Druck ist schon da. Wir können nur noch Helden oder Deppen werden. Etwas dazwischen gibt es nicht.»
Machbares Restprogramm
Einen weiteren grossen Schritt in Richtung 1. Bundesliga kann Bochum am Sonntag machen. Dann empfängt das Team aus dem Ruhrgebiet mit Jahn Regensburg einen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte. Danach folgen noch Duelle gegen Nürnberg und Sandhausen, ebenfalls 2 Mannschaften, gegen die Bochum als klarer Favorit antritt.
Wo Unruhe herrscht, funktioniert es nicht. Sonst wäre der HSV schon längst aufgestiegen.
Kaenzig will sich aber noch nicht in falscher Sicherheit wiegen: «Diese Liga funktioniert so nicht. Hier nehmen sich alle gegenseitig Punkte ab. Es wird alles andere als ein Spaziergang für uns.»
Kontinuität als Schlüssel
Für Bochum und seinen Geschäftsführer Kaenzig wäre der Aufstieg der Lohn für die kontinuierliche Aufbauarbeit, die der Traditionsklub seit der Ankunft des 47-Jährigen im Jahr 2018 betreibt. «Die grösste Herausforderung war es, Ruhe in den Verein zu bringen», erzählt Kaenzig.
Er habe Schritt für Schritt versucht, das Vertrauen der verschiedenen Stakeholder zu gewinnen. Das sei die Basis gewesen, um Kontinuität zu schaffen. «Denn wo Unruhe herrscht, funktioniert es nicht.» Das sehe man nicht zuletzt an der Situation des HSV, erläutert Kaenzig.
Werte stehen über dem Erfolg
Das übergeordnete Ziel des Schweizer Managers in Bochum ist es, den Klub langfristig weiterzuentwickeln, ohne dabei die Traditionen aufzugeben. Der VfL will weiter «der Underdog bleiben, der aus wenig sehr viel macht». Nahbarkeit und Bodenständigkeit, welche Bochum in den vergangenen Jahrzehnten ausgemacht haben, sollen auf keinen Fall verloren gehen.
Kein einfaches Unterfangen in einer Zeit, in der Geld im Fussball eine immer grössere Rolle spielt und die Gier nach mehr keine Grenzen mehr zu haben scheint. Eine Entwicklung, der Kaenzig mit dem VfL Bochum entgegenwirken will. «Es gibt den Fussball, der immer verrückter und zu einem Teil der Unterhaltungsindustrie wird. Wir streben das Gegenprodukt zu dieser grellen und schrillen Fussballwelt an, bei uns soll Fussball weiter Volkssport sein.»