Mit Leipzig, Salzburg, Wil und aktuell Monaco hat Philipp Köhn trotz seiner erst 25 Jahre schon viel von der Fussballwelt gesehen. Auch in der Schweizer Nati ist der Goalie immer wieder im Aufgebot zu finden. Im SRF-Interview spricht er über Schwierigkeiten in Monaco, seine nicht immer ganz glatte Karriereplanung und die Option, für das deutsche Nationalteam zu spielen.
Philipp Köhn, wie haben Sie die Feiertage verbracht? Konnten Sie etwas abschalten?
Auf jeden Fall. Weil ich hier in Monaco einen Hund habe, ist das Reisen etwas komplizierter geworden. Deshalb sind meine Freundin und meine Familie hierher gekommen und wir haben die Feiertage zusammen verbracht. Es war sehr schön, ging aber leider auch schnell wieder vorbei.
Gleich bei meiner Anreise wurde erst der Flug gecancelt und dann kam das Gepäck nicht an.
Sie spielen jetzt seit einem halben Jahr bei Monaco. Wie gefällt es Ihnen?
Ich hatte natürlich Anfangsschwierigkeiten, es war auch ein grosser Schritt. Von der Stadt her war es ebenfalls eine grosse Umstellung. Ich musste mich auch dem Level der neuen Liga anpassen. Das ist mir mit der Zeit sehr gut gelungen. Fehler gehören dazu, und vor allem beim Torwart werden diese auch schnell einmal bestraft. Ich konnte der Mannschaft aber auch schon Punkte retten. Ich bin zufrieden, aber es gibt noch Luft nach oben.
Was waren konkret Schwierigkeiten, die Sie angetroffen haben?
Gleich bei meiner Anreise wurde erst der Flug gecancelt und dann kam das Gepäck nicht an. Wenige Tage nach der Ankunft ging es gleich ins Trainingslager weiter. Bei der Wohnungssuche hat mir meine Familie etwas unter die Arme gegriffen. Mir ist es wichtig, ein gutes Zuhause zu haben.
Was für Ziele setzt sich Monaco in der Ligue 1? Ist der Meistertitel ein Thema?
Es gab hier im Sommer einen recht grossen Umbruch, mit neuem Trainer und neuem Sportchef. Im letzten Jahr hat man die Europacup-Plätze nicht erreicht. Das kann einem Klub aber auch mal gut tun, um sich neu aufzustellen. Im Endeffekt wollen wir die Champions-League-Plätze erreichen, mit Platz 3 sind wir da aktuell auf Kurs. Im besten Fall rutschen wir noch einen oder zwei Plätze hoch – dann wären wir sogar Meister.
Wie sind Sie aufgenommen worden? Mit Breel Embolo und Denis Zakaria hat es im Team ja noch zwei weitere Schweizer.
Mit Breel hatte ich von Anfang an einen guten Austausch. Er hat sich aber leider schnell verletzt. «Zaki» ist dann später dazugekommen. Insgesamt haben wir eine sehr coole Truppe. Ich bin relativ offen – aktuell hat vor allem mein Französisch noch Luft nach oben. Aber man kann sich ja auch gut mit Händen und Füssen verständigen.
Ihr zweiter Vorname lautet François. Wie ist ihr Bezug zur französischen Sprache?
Meine Mutter kommt aus Lausanne. Allerdings bin ich komplett in Deutschland aufgewachsen. Das Französisch habe ich leider etwas vernachlässigt. Ein bisschen kann ich es, und zeitnah will ich jetzt auch besser werden.
Ich habe in meiner Jugend so viel geopfert und wollte deshalb auf die Zähne beissen.
Von aussen betrachtet kann man Ihre Karriereplanung mit stets kleinen Schritten als «klug» bezeichnen. Sehen Sie das auch so?
Im Nachhinein kann man natürlich von kluger Karriereplanung sprechen, aber es hat auch schon ganz anders ausgesehen. Nach einer super Jugend habe ich erst in Leipzig und später in Salzburg relativ wenig Spielzeit bekommen. Erst der Schritt nach Wil hat die Karriere so richtig ins Rollen gebracht – aber da war ja auch nicht absehbar, dass ich dann bei meiner Rückkehr nach Salzburg die unangefochtene Nummer 1 sein werde. Als Torwart ist es sowieso schwieriger. Ich war auch schon kurz davor, mir die Sinnfrage zu stellen. Ich habe aber auch so viel geopfert in meiner Jugend und wollte es deshalb weiter probieren und auf die Zähne beissen.
Bei Monaco können Sie sich ins Schaufenster stellen. Gleichzeitig haben Sie bei der Schweizer Nati mit Yann Sommer und Gregor Kobel zwei Grössen im Weg. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Ich verfolge es natürlich. Bei der WM 2022 konnte ich immerhin schon etwas Turnierluft schnuppern, auch wenn es nur als Nummer 4 war. Mit dem Schritt nach Monaco wollte ich auch international auf mich aufmerksam machen. Ich bin in regem Austausch mit Patrick Foletti (Goalietrainer der Nati, die Red.) . Ich gebe Vollgas und schaue dann, was kommt.
Theoretisch gesehen könnten Sie auch noch für Deutschland spielen ...
Das stimmt. Man muss einfach immer offen und ehrlich kommunizieren. Deutschland ist auch eine Option, aber aktuell steht für mich die Schweiz im Vordergrund. Es steht ein grosses Turnier vor der Tür und im besten Fall bin ich sogar dabei.
Das Gespräch führte Bénédict Saunier.