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Neue Aufgabe in der Bundesliga Seoane: «Gladbach ist momentan ein bisschen hintendrein»

Gerardo Seoane ist am Freitag im Rahmen einer Medienkonferenz offiziell als neuer Trainer von Borussia Mönchengladbach vorgestellt worden. Im Interview mit SRF spricht der 44-jährige Schweizer über seinen neuen Arbeitgeber, die Zeit ohne Job und Schweizer Talente.

SRF Sport: Gerardo Seoane, wie kam es zum Engagement bei Gladbach?

Gerardo Seoane: In den letzten Wochen hat Gladbach meinen Berater ein erstes Mal kontaktiert. Dann folgten intensive Gespräche. So nahm das seinen Lauf.

Seit der Entlassung in Leverkusen im letzten Herbst waren Sie ohne Anstellung. Wie steht es um die Vorfreude?

Es stimmt, ich bin mehrere Monate nicht mehr auf dem Platz gestanden. In den letzten 2 Monaten hat es immer mehr gekribbelt. Ich freue mich extrem auf diese Herausforderung. Der Abschied in Leverkusen ist mir sehr schwer gefallen. Ich habe sicher 1 bis 2 Monate mit dieser Situation gekämpft. Aber wir Trainer wissen, dass die Geduld im Fussball eine Grenze hat.

Für uns Deutschschweizer war die Bundesliga immer sehr nah. Sie hatte für mich deshalb auch ein bisschen Vorrang.
Autor: Gerardo Seoane

Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?

Die Zeit ohne Job habe ich genutzt, um zu regenerieren, aber auch, um andere Klubs und ihre Trainer zu besuchen. Ich wollte den Blick öffnen: Wie wird in England gearbeitet, wie ist es in Spanien oder Italien? Ich wollte herausspüren, was ich mir als Nächstes vorstellen könnte.

Es wurde aber wieder ein Bundesliga-Klub, noch dazu in der gleichen Region.

Für uns Deutschschweizer war die Bundesliga immer sehr nah. Sie hatte für mich deshalb auch ein bisschen Vorrang. Ich habe aber nichts im Vorhinein ausgeschlossen. Gladbach hat als Traditionsklub eine unglaubliche Fanbasis.

Konnten Sie sich Ihren neuen Klub aussuchen?

Es ist schon so, dass es verschiedene Interessenten gab. Das eine oder andere habe ich schon relativ früh ausgeschlossen, weil es für mich nicht infrage kam. Es hat aber in der Endauswahl mehrere Optionen gegeben.

Und überall lagen unterschriftsreife Verträge vor?

Nein. Auch der Klub muss ja immer zwei oder drei Trainerkandidaten evaluieren. Das eine ist, ob der Trainer fussballerisch oder menschlich passt. Aber am Schluss muss es auch noch eine vertragliche Einigung geben. Da gibt es jeweils verschiedene Erwartungen und Auffassungen. Es kann auch auf der Ziellinie noch scheitern.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Gladbach?

Ich kann nicht gleich am ersten Tag von den Saisonzielen sprechen (lacht). Corona und auch gewisse Transfergeschichten, die nicht so abgelaufen sind, wie man sich das gewünscht hätte, haben dazu geführt, dass man in Gladbach nicht mehr die gleichen finanziellen Mittel hat wie vor ein paar Jahren.

Der Schweizer Markt ist sehr interessant für die Bundesliga.
Autor: Gerardo Seoane

Der sportliche Absturz (zuletzt zwei 10. Ränge in der Bundesliga) ist also erklärbar?

Es gibt einige Bundesliga-Klubs, die die schwierigen Zeiten mit Corona besser gemeistert haben und Transfererlöse erzielen konnten. Gladbach ist momentan ein bisschen hintendrein. Das Ziel ist, das Ganze zu stabilisieren und wieder näher an die vorderen Mannschaften heranzukommen.

Dabei könnten womöglich auch Schweizer Talente wie Fabian Rieder oder Ardon Jashari helfen. Sind sie bei Gladbach ein Thema?

Wie bei jedem Klub gibt es eine Scouting-Liste, die immer kleiner wird. Der Schweizer Markt ist sehr interessant für die Bundesliga. Gladbach hat immer sehr gute Erfahrungen gemacht mit Schweizer Spielern.

Das heisst?

Es ist klar, dass ich hier keine Interna herausgeben kann. Was ich zu den zwei angesprochenen Spielern sagen kann: Rieder hat eine sensationelle Saison gemacht und ist bereit für den nächsten Schritt. Jashari ist ein vielversprechender Spieler, bei dem beide Möglichkeiten positiv wären: Sowohl noch ein Jahr in der Schweiz zu machen, als auch ein Transfer ins Ausland.

Das Gespräch führte Joel Stalder. Mitarbeit: Christian Zürcher.

Radio SRF 3, Bulletin von 16:30 Uhr, 06.06.2023 ; 

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