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Internationale Ligen Primera Division: Mehr Schein als Sein

Spaniens Fussball wird von der erfolgreichen Nationalmannschaft, von Real Madrid und dem FC Barcelona überstrahlt. Die Liga kämpft aber mit Zuschauerschwund, Schulden und einem ungerechten TV-Regime.

Rayo Vallecano gegen Real Saragossa am letzten Montag. Es ist das Duell zweier Mittelfeld-Klubs aus Spaniens Primera Division. Nach dem Schlusspfiff kurz vor 23.00 Uhr machen sich die 7834 Zuschauer auf den Weg nach Hause. 7834 Zuschauer, das sind weniger Fans, als beim letzten Heimspiel von Servette Genf, dem Tabellenletzten der Schweizer Super League, zugegen waren.

Die Primera Division ist die international mit Abstand stärkste Liga der letzten Jahre, sagt die UEFA in ihrem 5-Jahres-Ranking. Aber sie ist auch die Liga mit dem grössten Gefälle: Finanziell und sportlich.

Real und Barça kassieren Grossteil des Geldes

Die beiden spanischen Aushängeschilder Real Madrid und der FC Barcelona wirtschaften in anderen Sphären als der Rest. Solange in Spanien weiter jeder Klub seine Fernsehrechte selber verkaufen kann, wird sich daran auch nichts ändern. Real und Barcelona kassieren je rund 140 Millionen Euros an Fernsehgeldern. 10 Mal so viel wie zum Beispiel das oben genannte Rayo Vallecano. Die zwei «Superreichen» verdienen am Verkauf ihrer Spiele fast gleich viel wie die 18 anderen Klubs zusammen.

Spiele zu Randzeiten

Nicht nur das: weil mittlerweile alle 10 Spiele einer Runde nacheinander ausgetragen werden, ist der typische spanische «Spieltag» auf ein viertägiges Wochenende ausgedehntt worden. Den kleinen Vereinen bleiben die Randzeiten: Freitag um 21.30 Uhr (manchmal sogar 23.00 Uhr), Sonntag um 12.00 Uhr oder Montagabend um 21.00 Uhr.

Die Fernsehanstalten diktieren die Anspielzeiten. Die Fans bleiben immer öfter zuhause und ersparen sich die Klatschen, die sich Vereine wie Rayo Vallecano, Saragossa oder Granada gegen die Grossklubs regelmässig einfangen.

Schuldenlast erdrückt die kleinen Klubs

Mindestens 3,5 Milliarden Euro wiege die Schuldenlast der 20 Klubs der obersten Liga, rechnet José María Gay de Liébana vor. Der Wirtschaftsprofessor der Universität Barcelona warnt seit Jahren vor dem Kollaps. Akribisch durchforstet er die Bilanzen aller Klubs, sammelt Zahlen und vergleicht sie mit denjenigen anderer Ligen. Das Bild, das er zeichnet, ist düster: «Der spanische Fussball stirbt.»

Besonders die kleineren Klubs kommen ihren Verpflichtungen nur noch schwerlich nach. Zu Beginn der Saison streikten deshalb die Spieler und erzwangen die Absage des ersten Spieltages. Sie erreichten damit die Auszahlung von ausstehenden 50 Millionen Euros. Doch gelöst ist das Problem nicht. Wenn die Schere zwischen den Armen und den Reichen der Primera Division noch weiter aufgeht, wird die spanische Liga in naher Zukunft vor noch viel grösseren Problemen stehen.

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