«Surrealer Wahnsinn» – so in etwa beschreiben die Entscheidungsträger von Union Berlin ihre Entwicklung in den letzten Jahren. Innert fünf Saisons hat der Verein aus dem Berliner Stadtteil Köpenick eine der besten Fussball-Geschichten Europas produziert. Fischer führte das Team nach seinem Amtsantritt direkt in die Bundesliga und hat sich dort in wenigen Jahren trotz weitaus finanzkräftigerer Konkurrenz im oberen Drittel etabliert.
An der Alten Försterei werden gerade Träume wahr. Union bereitet sich nach der grandiosen letzten Saison, die man auf dem 4. Platz beendete, auf die Champions League vor. Fischer gibt die Marschrichtung vor: «Auch in diesem Wettbewerb werden wir um jeden Punkt kämpfen.»
Die Füsse auf dem Boden
Fischer ist das Gesicht des beispiellosen Aufschwungs. Er gibt den Rhythmus vor, unmissverständlich zwar, aber nie laut. Die Beobachter und Kommentatoren sind fasziniert von ihm – von einem Trainer, der keine PR-Tänze aufführt, der Pragmatismus verkörpert, der unaufgeregt führt. Dass er sich primär für die nächste Aufgabe interessiert, legt ihm niemand als Floskel aus.
«Wieso sollte ich mich vom Naturell her verändern?», fragt der Zürcher, der sich selbst treu bleibt. Die imposanten Entwicklungsschübe der letzten Jahre und der viel grössere Fokus bringen den Chef-Strategen nicht aus der Ruhe: «Ich bin zu lange im Geschäft. Ich weiss, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.»
Die Anfänge mit Favre
In Zürich, Thun und Basel haben ihn die meisten Mitarbeiter in bester Erinnerung. Fischer steht für Stabilität, für einen Plan, für hundertprozentige Loyalität zum Projekt. Und schon in der Schweiz ist er mit erstklassig strukturierten Teams aufgefallen. Die punktgenaue Ordnung kommt nicht von ungefähr. Während seiner Zeit als Neo-Trainer auf der Zürcher Allmend Brunau lernte Fischer von Lucien Favre, von welchem ihm insbesondere der «taktische Sinn und die Akribie» geblieben sind.
An den Westschweizer Meistermacher und späteren Coach von Gladbach und Dortmund erinnert sich Fischer im Gespräch mit Keystone-SDA im Detail: «In seinem ersten Jahr beim FCZ unterstützte ich Lucien als Teamcoach, als es damals noch nicht so rund gelaufen ist.»
Die ersten Jahre seiner Laufbahn haben ihn geprägt. Opportunistisch bedingte Zickzack-Kurse mag er nicht. Fischer schätzt eine Führungscrew, die im Sinne der Sache operiert. Damit liegt er mit Präsident Dirk Zingler und Profifussball-Geschäftsführer Oliver Ruhnert auf einer Linie. «Der Verein lebt die gleichen Werte wie vor fünf Jahren», betont Fischer.