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Tandem Chicago – Lugano Heitz in der «wilden» MLS: «Ziel ist nicht der Spielertraffic»

Als Sportdirektor von Chicago und Lugano versucht Georg Heitz, zwei verschiedene Welten zu vereinen.

«Taktische Disziplin» gegenüber «wildem Offensivfussball»: So ungefähr fallen für Georg Heitz die Schweizer Super League und die amerikanische MLS im Vergleich aus, natürlich etwas plakativ formuliert. Und der 53-Jährige tanzt auf beiden Hochzeiten, nämlich mit dem FC Lugano und Chicago Fire.

Seit Ende 2019 hat Heitz als Sportdirektor in Chicago die Zügel in der Hand. Im Sommer 2021 übernahm der US-amerikanische Milliardär und Chicago-Klubbesitzer Joe Mansueto den FC Lugano und installierte Heitz, der den Deal aufgegleist hatte, auch im Tessin als Sport-Verantwortlicher.

Das Ziel ist es nicht, Spielertraffic zu generieren und Spieler hin- und herzuschieben. Wichtig ist immer auch, was die Spieler wollen.
Autor: Georg Heitz

Heitz reiste neben seinem vollgepackten Erfahrungsrucksack auch mit riesigen Vorschusslorbeeren nach Übersee: Als FCB-Sportchef hatte er in 8 Saisons 8 Meistertitel (und im Übrigen auch den bislang letzten) gewonnen.

Wild und aggressiv in der Offensive

In der MLS ist nun vieles anders. «Es ist eine wildere Liga», umschreibt es Heitz. «Aufgrund des Salary Caps setzen die meisten Mannschaften ihr Geld für Offensivspieler ein. Dadurch wird ein offensiverer, wilderer Fussball gespielt.» Viele Teams agieren mit aggressivem Pressing.

Diese Millionenstadt kann einen auch erschlagen.
Autor: Georg Heitz über Chicago

Das Zusammenspiel zwischen Chicago und Lugano funktioniere gut. «Wir haben eine enge Zusammenarbeit und stehen in regem Austausch», so Heitz. Er benennt drei Bereiche, die zentral gesteuert werden: die Performance-Abteilung, die Datenauswertung und das Transferwesen.

Wenn man mit Chicago überfordert ist ...

Letzteres hat zur Folge, dass die beiden Klubs auch stark vereinfacht Spieler austauschen können. Für Heitz ist aber klar: «Das Ziel ist es nicht, Spielertraffic zu generieren und Spieler hin- und herzuschieben. Wichtig ist immer auch, was die Spieler wollen. Wir wollen die Spieler an dem Ort haben, wo sie die maximale Leistung erbringen können.»

Dass man potenziellen Neuzugängen diese «zwei Plattformen», wie es Heitz nennt, anbieten kann, bringe häufig Vorteile. So konnten kürzlich zum Beispiel die jungen Südamerikaner Ignacio Aliseda und Jhon Espinoza von Chicago ins Tessin transferiert werden, weil sie in Chicago nicht zurechtkamen. «Diese Millionenstadt kann einen auch erschlagen», erklärt Heitz.

Geschäfte mit Chelsea und Aston Villa

Das (relativ bescheidene) Bild, welches man in Europa von der MLS hat, sei gemäss Heitz nicht unbedingt repräsentativ. «Vor allem junge Südamerikaner kommen sehr gerne in die USA.» Die Liga werde auch ständig stärker.

«Wir haben in den letzten 3 Jahren einen Spieler nach Frankreich und zwei direkt in die Premier League gebracht.» Die Rede ist von Przemyslaw Frankowski (RC Lens) sowie Jhon Duran (Aston Villa) und Gabriel Slonina (Chelsea). «Die Liga ist mittlerweile auch ein gutes Sprungbrett.»

Radio SRF 3, Nachmittagsbulletin, 25.08.23, 15:15 Uhr ; 

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